Werner Holzer:Eine Legende

Lesezeit: 1 min

Besessener Reporter und starker Kommentator: Werner Holzer. (Foto: imago)

Der einstige Chef der damals noch sehr bedeutenden "Frankfurter Rundschau" wird 90 Jahre alt.

Von Heribert Prantl

Es gab eine Zeit, in der die Frankfurter Rundschau noch kein kriselndes Regionalblatt war, sondern eine Zeitung von bundespolitischem Gewicht, ein Leitmedium. Chefredakteur dieser Zeitung war, fast zwanzig Jahre lang, Werner Holzer. Werner Holzer war dort ein weltgewandter und liberaler Herr, ein besessener Reporter und ein starker Kommentator, ein Zeitungs- und Meinungsmacher; als Nachfolger des legendären FR-Verlegers, -Herausgebers und -Chefredakteurs Karl Gerold wurde er selber zur Legende. Er konnte Kommentare schreiben, die man nicht nach zehn Minuten schon wieder vergessen hat.

Holzer stammt aus dem pfälzischen Zweibrücken, einer Stadt, die in der deutschen Demokratiegeschichte eine wichtige Rolle spielte. Dort wurde der Deutsche Preß- und Vaterlandsverein gegründet, der 1832 das Hambacher Fest organisierte. Diese Geschichte hat den Demokraten Holzer geprägt. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer verwundet, studierte dann in München, wurde Journalist beim Mannheimer Morgen, bei der Süddeutschen Zeitung und bei der Abendzeitung, berichtete als Sonderkorrespondent für die SZ, die Frankfurter Rundschau und den Tagesanzeiger aus Zürich aus Afrika, Amerika und Asien. Die Konfrontation zwischen den Industrienationen und der Welt, die man damals die "Dritte Welt" nannte, hat ihn schon in den 1960er-Jahren sehr beschäftigt. Für eine faire Handels- und Wirtschaftspolitik warb er schon, als in der Politik noch von den "Negern" geredet wurde. 1973 wurde er Chefredakteur der Frankfurter Rundschau.

Für seine USA-Berichte erhielt er den Theodor-Wolff-Preis, für seine Vietnam-Reportagen den Deutschen Journalisten-Preis. Für seine geradlinige und umgängliche Art gewann er die Zuneigung seiner Redaktion. Am heutigen Freitag feiert Werner Holzer in Bad Homburg seinen 90. Geburtstag.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: