WDR-Fernsehfilm-Vorschau:Vorbilder unter sich

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Heinrich Breloer gibt Auskunft über sein Brecht-Doku-Drama mit Burghart Klaußner in der Rolle des Dramatikers. Die Zeit des Exils spart der Film aus. Ende Mai beginnen die Dreharbeiten in Prag, ein Sendetermin ist für die zweite Jahreshälfte 2018 angepeilt.

Von Hans Hoff

Nächste Woche wird Heinrich Breloer 75 Jahre alt. Aber so richtig viel Zeit für seinen Geburtstag wird Deutschlands größter Dokumentarist nicht haben, denn er hat viel zu viel zu tun mit einem anderen großen Mann - mit Bertolt Brecht. Von Ende Mai bis Anfang August wird Breloer in Prag das Leben des von Burghart Klaußner dargestellten Dramatikers verfilmen - in dieser unnachahmlichen Mischung aus Spiel- und dokumentarischen Szenen, die schon Produktionen wie Todesspiel und Die Manns auszeichnete. Es wird nicht ums ganze Leben von Brecht gehen. Die Zeit des Exils spart Breloer aus. Er widmet sich den frühen Brecht-Jahren und der Zeit nach dessen Rückkehr aus Amerika.

Eigentlich ist Breloer viel zu spät dran mit seinem Projekt, denn die Zeitzeugen, die es zur Rückschau braucht, werden naturgemäß weniger. "Wir haben vor dem Sensenmann hergedreht", sagte Breloer bei der WDR-Fernsehfilm-Jahresvorschau am Mittwoch in Köln. Ihn hat vor allem fasziniert, wie Brecht stets versuchte, sich als Privatperson hinter seiner Arbeit zu verstecken. "Er konnte sich erlauben, von sich selbst abzusehen", sagte er, dem vieles zum ersten Mal begegnete. "Ich dachte, ich wüsste alles über Brecht, aber das war natürlich nicht so", beichtete er offenherzig, seine Neugier fachte dies umso mehr an.

Immer noch entdeckt Breloer Neues an Brecht, und er kann sich das leisten, weil ihn der WDR sehr frei arbeiten lässt. Wo andere bis ins Detail angeben müssen, was in ihrem Film in welcher Minute passiert, darf Breloer vergleichsweise frei werkeln, den Film sich selbst entwickeln lassen.

Ein bisschen erinnert das an Brechts Jahre nach dem Exil, als er seine Stücke endlos proben und immer wieder verändern konnte. "Er hat sein Ziel, mit Theater die Welt zu verändern, nicht erreicht, aber er hat die Welt des Theaters verändert", sagte Breloer, der seinerseits die Maßstäbe gesetzt hat, an denen sich junge Dokumentaristen heute noch orientieren.

Ein Sendetermin ist noch nicht abzusehen; in der zweiten Jahreshälfte 2018 könnte es etwas werden. Breloer wäre dann 76 Jahre alt und aus jetziger Sicht noch lange kein Fall fürs Alteisen. Er hat noch weitere Projekte im Köcher. "Wenn der WDR mich lässt", sagte er.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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