W&V: Gapz - ein neues Reisemagazin:Surfen in der Arktis

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Erotik und viel Rock'n Roll: Ein neues Reisemagazin kommt auf den Markt. "Gapz" startet mit einer hohen Auflage - und erinnert an das Automagazin "Ramp" aus demselben Verlag.

Klaus Wieking

Michael Köckritz sieht müde aus, wie er da hinterm Schreibtisch sitzt in seinem mit Büchern, Magazinen und Zeitungen überladenen Büro. Das Gesicht ist leicht gerötet, die Stimme sinkt immer wieder zu einem Flüstern herab. Gapz hat Kraft gekostet.

"It's fucking cold here": Surfen in arktischen Gewässern, eine Reportage aus dem neuen Reisemagazin. (Foto: N/A)

In nur dreieinhalb Monaten hat Köckritz das Konzept und die erste Ausgabe des neuen Projekts seinen Red Indians Verlag gestemmt, dass nichts weniger als das "beste Reisemagazin der Welt" sein soll. Und, daran lässt der Herausgeber und Chefredakteur keinen Zweifel, Gapz ist zu 100 Prozent Köckritz: "Jedes Briefing an die Autoren und Fotografen geht über meinem Schreibtisch."

Das Ergebnis der Anstrengung: Das Magazin erscheint nun in Form von 120.000 Exemplaren, 25.000 Hefte von Gapz werden über den Kiosk zum stolzen Copypreis von zehn Euro angeboten, der Rest wird über Vertriebspartner gestreut, etwa Hotels oder Automobilhersteller.

Gapz will keines dieser Reisemagazine sein, die dem Leser die Welt mit knallblauem Himmel, atemberaubenden Skylines und Straßen, die sich unter Zypressen schlängeln, aufblättert. Sondern einem das Gefühl geben, on the road zu sein. Es soll das Reisen als Lebensgefühl vermitteln - subjektiv, bis an die Grenze des Exzentrischen, mit einer Prise Erotik und viel Rock'n Roll.

Vermittelt werden soll das mit wilden Bilderstrecken, eigenwilliger Typografie und Texten, die immer wieder ihre Reiseroute verlassen und sich ohne Navi in den unendlichen Weiten der Welt verlieren. Die Mischung der Themen scheint dabei nur den Assoziationen der Magazinmacher verpflichtet zu sein. Da folgt auf einen Beitrag übers Surfen in arktischen Gewässern ("It's fucking cold here") eine Reportage über Miami/Florida. Man findet ein Interview mit der Schauspielerin Milla Jovovich und einen Essay über die Zukunft der Städte.

Wer sich angesichts dieser Mischung an Ramp erinnert fühlt, liegt richtig. Gapz - das Wort stammt wie Ramp aus der Sprache der Skateboarder - wirkt wie ein Ableger des Magazins für Auto und Kultur, das ebenfalls von Köckritz kleinem Verlag in Reutlingen herausgegeben wird.

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Mit diesem Telefonbuch-schweren, auf teurem Hochglanzpapier gedruckten Automagazin drang Köckritz vor drei Jahren in den von verdeckter Produkt-PR durchdrungenen Autojournalismus vor. Statt über Alufelgen, Stoßdämpfer und Testfahrten zu reportieren, bringt Ramp opulente Bilderstrecken, Interviews, Reportagen und Geschichten, in denen Autos oft nur den Anlass liefern, um über Kunst, Mode oder Reisen zu schreiben.

So beginnt etwa in einem der quartalsweise erscheinenden Hefte eine Bildergeschichte über eine Reitsportart mit den Worten: "Zum Auto gibt es nur eine wirklich reizvolle Alternative und die hat 1 PS und heißt: Pferd." Auf dem Cover der ersten Ausgabe von Ramp waren ein Highway und schneebedeckte Berge zu sehen, nur kein Auto. Den Titel der Ausgabe 4 zierte eine in knapper goldfarbener Fahrerkluft steckende Blondine mit einem Motorradhelm in der Hand. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Leser eine lange, frisch genähte Fleischwunde auf dem Oberschenkel des Models.

Mit solchen kleinen, subversiven Anschlägen auf die eingefahrenen Gewohnheiten des PS-Journalismus gewann Ramp den Status eines Kult- und Referenzobjekts, das zahlreiche Preiseabgeräumt hat, die in der Printbranche vergeben werden. Der 54-Jährige stieg zum gefragten Kreativkopf auf, der auch große Verlage bei der Entwicklung neuer Printprojekte berät.

Mit seinen eigenen Objekten hat der Verleger hochfliegende Pläne. Wenn Gapz reüssiert, soll es bis zu vier Mal im Jahr erscheinen. Ein Männer-Magazin namens Ramp Style liegt außerdem in der Schublade. Selbst TV-Pläne rund um das Automagazin gibt es. Allerdings müssten die Strukturen des Verlags, der nur fünf Redakteure beschäftigt, den Plänen angepasst werden, was Köckritz zögern lässt: "Lieber etwas weniger machen, dafür aber richtig." Sagt's und plant schon die nächste Ausgabe von Gapz.

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