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Weniger als 3000 Abonnenten sollen erst für das Online-Angebot Spiegel Daily bezahlen - genug, um sich am Markt zu etablieren? (Foto: SZ)

Mitte Mai ging "Spiegel Daily" an den Start, seitdem wird über die Erfolgschancen der digitalen Abendzeitung spekuliert. Ein Branchendienst will nun vernommen haben, dass das Angebot bislang nur wenige Abonnenten haben soll.

Von Katharina Riehl

"Nur was heute wichtig ist" heißt der Slogan von Spiegel Daily , und wenn man sich in den vergangenen Wochen durch die Themen der digitalen und laut Verlag "smarten" Abendzeitung scrollte, hatte man manchmal den Eindruck, dass genau da das Problem liegen könnte. Am Montag etwa ging es bei Daily um das Busunglück auf der A9, das neue Wahlprogramm der Union und neue Erkenntnisse im Fall Anis Amri, was sicher alles wichtig war, worüber deshalb aber natürlich auch ausführlich nebenan auf der kostenlosen Website Spiegel Online berichtet wurde.

Spiegel Daily jedoch ist ein Bezahlprodukt, das sich neu am Markt etablieren muss, 6,99 Euro kostet es im Monat - am Ende eines Nachrichtentages soll der Leser hier in aller Kürze finden, was er wissen muss. Mitte Mai erschien die erste Ausgabe, schnell gab es neben Lob für die Experimentierfreude des Hamburger Verlags auch Kritik am Produkt: Abseits von Kolumnen (vor allem Harald Schmidts Videotagebuch "Schmidt Daily", in dem er in sehr naher Nahaufnahme mäßig unterhaltsam das Weltgeschehen kommentiert) gebe es zu wenige Geschichten, die man nur dort finden kann. Kurzum: Was bietet Daily, was Spiegel Online nicht bietet?

Seit 2013 stand die Idee zu Spiegel Daily im Raum, allen voran kämpfte Reporter Cordt Schnibben dafür, beschwor das Projekt als Antwort auf die großen Fragen des Medienwandels. Knapp vier Jahre später startete Spiegel Daily; zur Frage, wie gut es am Markt ankommt, gibt es bislang keine offiziellen Zahlen, nur Spekulationen, wonach diese nicht den Erwartungen entsprächen. Nun will der Branchendienst Meedia vernommen haben, dass bislang weniger als 3000 Abos abgeschlossen worden seien. Auf Nachfrage teilt der Verlag dazu mit: "Tatsächlich sind wir in diesem sehr frühen Stadium von Spiegel Daily mit der Entwicklung der Abo-Zahlen zufrieden. Spekulationen über konkrete Zahlen kommentieren wir nicht." Hört man sich weiter um, wird versichert, man liege sehr wohl innerhalb der Erwartungen des Businessplans.

In diesem Jahr hat der Verlag auch schon zwei Printversuche gestartet: Der Spiegel Fernsehen und das Seniorenmagazin Spiegel Classic wurden bereits wieder eingestellt; das Luxusheft S-Magazin erscheint im Herbst.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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