Die Zensoren der Islamischen Republik Iran geben sich in der Regel alle Mühe, vermeintlich schädliche Einflüsse von ihrem Volk fernzuhalten. Wie gründlich sie vorgehen, lässt sich derzeit im Kino studieren: Die Doku Raving Iran zeigt, wie zwei DJs in Teheran dem Teufelswerk Techno huldigen - illegal natürlich. Weil der Krach aus dem Westen Menschen vom rechten Weg abbringen könnte, ist er in Iran verboten.
Ab und zu scheinen die Tugendwächter aber zu einem anderen Urteil zu kommen. Manchmal müssen sie ihr Volk wohl der westlichen Popkultur aussetzen, eben um ihm zu zeigen, wie verdorben der "große Satan" doch ist: So lief in den vergangenen zwei Wochen im Sender Namayesh die erste Staffel der US-Serie House of Cards, in der sich der fiktive Südstaaten-Politiker Frank Underwood ins Weiße Haus intrigiert. Namayesh TV gehört zu einem ultrakonservativen Sendeverbund, dessen Spitze vom Revolutionsführer Ali Chamenei ernannt wird. Den Mullahs scheint der moralfreie Politikstil Underwoods also gefallen zu haben: "Die Serie passt genau in das Narrativ, das die Regierung über US-Politiker verbreitet", erklärte der Wissenschaftler Fouad Izadi, der amerikanische Politik an der Universität Teheran lehrt, der Agentur Bloomberg. "Sie sehen nett aus, tragen eine Krawatte und benutzen wohl ein Deodorant - aber ihr Verhalten ist problematisch und unethisch", so Izadi.
In der iranischen Übersetzung heißt die Serie "Khane Poushaly", Haus aus Stroh. Bei Sony, dem Inhaber der internationalen Rechte der Netflix-Serie, will man sich zu dem Vorgang nicht äußern - offiziell vergibt man wegen bestehender Handelsbeschränkungen keine Lizenzen nach Iran. Insider vermuten, dass Namayesh Raubkopien für die Ausstrahlung nutzte.
Am Sonntag gab es übrigens noch mehr Amerika auf Irans Bildschirmen: Der Staatssender IRINN übertrug erstmals ein TV-Duell des US-Präsidentschaftswahlkampfes. Um zu zeigen, in welcher Verfassung die US-Politik sich derzeit befindet, hätte es Frank Underwood also gar nicht gebraucht.