Zum Tod von US-Fernsehlegende Dick Clark:"Der älteste Teenager der Welt"

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Von Paul Anka bis Madonna ließ sich kein Star einen Auftritt bei Dick Clark entgehen. Seine Show "American Bandstand" war 32 Jahre lang das wichtigste Vehikel für kommerziellen Pop im US-TV. Auch in seinen Fünfzigern gelang es dem Sympathieträger noch, überzeugend mit Stars und jugendlichem Publikum zu plaudern. Ein Nachruf auf Dick Clark, der im Alter von 82 Jahren starb.

Jörg Häntzschel

Bevor es die Top 40 gab, bevor MTV erfunden wurde, Boygroups, American Idol und Dancing with the Stars, gab es Dick Clark und seine Sendung mit dem braven Namen American Ba ndstand. 1956 übernahm Clark die anfangs nur in Philadelphia ausgestrahlte Show, wenige Monate später erreichte er jeden Abend 20 Millionen Zuschauer. Damit wurde Clark binnen Kurzem nicht nur zu einem der ersten Starmoderatoren der Fernsehgeschichte. Es war ihm damit vor allem gelungen, in der Hochzeit der Radio-Ära aus der neuen Gattung Popmusik ein Produkt für das ebenso neue Medium Fernsehen zu machen, und damit die Grundlagen für die heutige globale Jugendkultur zu legen.

Moderator Dick Clark mit Michael Jackson bei den Vorbereitungen zu den "American Music Awards" in Los Angeles 1993. (Foto: AP)

In den 32 Jahren, in denen die Sendung zu sehen war, wurde sie zum wichtigsten Vehikel für den kommerziellen Pop. Von frühen Rock'n'Rollern wie Paul Anka bis zu Madonna: Kein Star ließ sich den Auftritt bei ihm entgehen. Schließlich schnellten die Plattenverkäufe am nächsten Vormittag oft in die Hunderttausende. Clark, oft "der älteste Teenager der Welt" genannt, gelang es, auch in seinen Fünfzigern noch überzeugend mit Stars und jugendlichem Publikum zu plaudern.

Seit die Show 1963 nur noch jeden Samstag ausgestrahlt wurde, ließ ihr Einfluss nach. Die diversen neuen Wege, die der Pop Mitte bis Ende der Sechziger musikalisch einschlug, und seine neue Rolle als Medium der Subkultur und Protestbewegungen, konnte Clark nicht mehr abbilden. Immer öfter wurde American Bandstand dafür kritisiert, eine um alles Rebellische bereinigte Version des Rock'n'Roll zu präsentieren. In anderen Punkten war die Sendung allerdings durchaus auf der Höhe der Zeit. Nirgends sonst im US-Fernsehen traten mehr schwarze Stars auf. Nirgends sonst war das Publikum ähnlich gemischt wie hier.

Einer, der den Pop "verkaufte"

Clark stand zu der Kultur, die er mit geschaffen hatte, und machte sich keine Illusionen, was seine eigene Rolle betraf. "Mein wichtigstes Kapital ist, dass ich nie die Lust auf Hot Dogs und Hamburger, auf Rummelplatz und in der Mall abhängen verloren habe", sagte er.

Ebenso wenig hatte er je einen Hehl aus seiner Freude am Geldverdienen gemacht. Er präsentiere den Pop nicht, er "verkaufe" ihn, betonte er immer. Und dank seiner Myriaden von Beteiligungen an Plattenfirmen, Agenturen und Konzertveranstaltern profitierte er auf jede erdenkliche Weise vom Aufstieg der Unterhaltungsindustrie.

American Bandstand allein füllte Clark nicht aus. Er moderierte Ratespiele und Comedy-Shows, trat in Filmen auf und produzierte die American Music Awards, ein Konkurrenzunternehmen zu den Grammys. Bekannt war er aber vor allem für die Silvestershows ( Dick Clark's New Year's Rockin' Eve), die er seit 1972 jedes Jahr auf ABC live vom New Yorker Times Square moderierte, samt Musiknummern von Stars wie zuletzt Lady Gaga oder Florence and the Machine.

Der 40. Silvesterabend, bei dem Clark wie schon in den Jahren zuvor von Ryan Seacrest unterstützt wurde, war der letzte. Am Mittwoch ist Clark im Alter von 82 Jahren in Santa Monica gestorben.

© SZ vom 20.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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