Überraschender Ausstieg:Reh ohne Sender

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Die ARD steigt beim Bambi-Preis aus. Und das, obwohl der WDR-Intendant Tom Buhrow bei der letzten Verleihung in bester Laune mit einem schönen Vers für Aufsehen gesorgt hat: "Bambi - ein süßes tolles Reh, für immer in der ARD."

Von Hans Hoff

Als Tom Buhrow im September über den roten Teppich bei der Bambi-Verleihung schritt, war er sichtlich in Feierlaune. Beinahe überschäumend sprach der WDR-Intendant in fast jedes ihm hingehaltene Mikrofon und formulierte dabei auch einen Satz, der ihm in diesen Tagen wohl eher unangenehm sein dürfte. "Bambi - ein süßes tolles Reh, für immer in der ARD", witzelte er und landete damit prompt im Vorspann der im Ersten übertragenen Gala.

Nun erweist sich, dass Buhrows Aussage "für immer" von sehr begrenzter Haltbarkeit ist. Die ARD will nämlich keine Gold-Rehe mehr im Programm. Man habe sich entschlossen, den 2019 ausgelaufenen Vertrag mit dem vom Hause Burda ausgerichteten Medienpreis nicht zu verlängern, heißt es nun. Nach der Goldenen Kamera verschwindet damit die zweite große Gala aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das dürfte auch eine Reaktion auf die immer wieder laut gewordene Frage sein, warum sich die ARD für solch eine großflächige Verlagswerbung hergibt, die stets zu weiten Teilen daraus bestand, dass die Ausgezeichneten devot dem Hause Burda dankten. In Erinnerung bleiben werden aber sicherlich auch die vielen wahlweise lustlosen oder unfähigen Laudatoren, die Comedyeinspielungen neben der Geschmacksspur und die Preisträger, die einen Bambi in die Hand gedrückt bekamen, weil sie gerade in der Gegend waren. Beschädigt hat den Preis auf jeden Fall auch, dass 2007 der Scientologe Tom Cruise einen Bambi bekam für den Mut, einen deutschen Widerständler zu spielen. Dazu führte 2011 der "Integrations-Bambi" für den zu Recht umstrittenen Rapper Bushido zu heftigen Protesten und zur nachhaltigen Rufschädigung des Preises.

Im Hause Burda nimmt man das Aus in der ARD nun sportlich. "Bambi wird es immer geben", sagt Burda-Vorstand Philipp Welte. Der Preis sei inzwischen eine multimediale journalistische Plattform geworden und funktioniere "als größter europäischer Medienpreis und als populäre Marke kanalunabhängig mit oder ohne TV". Über Jahre sei die Zusammenarbeit mit der ARD erfolgreich und innovativ gewesen. "Jetzt gehen wir diesen Weg ohne die ARD weiter."

© SZ vom 08.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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