TV-Tipps zum Wochenende:Vom Ende der Zivilisation

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Das Komische und das Zynische sind manchmal nicht voneinander zu trennen. Und die Gefahr kommt öfter als vermutet von Innen. Das amerikanische Kino weiß davon zu erzählen.

Von Fritz Göttler

Burn After Reading

SPIONAGEKLAMOTTE, ARD, Nacht zu Sonntag, 0.50 Uhr

Ein Blick in die Gesundheitsbranche: Make America fit again. Zehn Jahre ist der Film von Ethan und Joel Coen alt, aber er passt perfekt auf die wirre Politik heute, ihr Zusammenspiel mit den Geheimdiensten. John Malkovich ist ein ganz windiger Whistleblower - weil er erstens nicht aus Sorge um die Demokratie, sondern aus schnöder Gewinnsucht handelt. Und weil zweitens das Material, das er der CIA geklaut hat, nichts taugt. Wie immer bei dem Brüderpaar Coen geht das Komische direkt mit dem Zynischen zusammen. Die hochklassigen Akteure spielen alle verrückt. Man muss ein sehr kluger Schauspieler sein, sagt Joel, um einen Idioten zu spielen. Brad Pitt ist ein fitter, aber nicht unbedingt fixer, blonder Trainer im Fitnessstudio, George Clooney bastelt in seinem Keller einen Frauenbefriedigungsapparat.

The Notebook

LIEBESFILM, ARTE, Sonntag, 20.15 Uhr

Ein junger Mann baut ein Haus für die Frau, die er liebt, aber diese verschwindet, der Mann bleibt allein, und Leere durchdringt das Haus. Ein alter Mann liest seiner alten Frau eine Geschichte aus fernen Zeiten vor, denn deren Leben ist leer geworden, sie hat Alzheimer, und täglich müssen die Erinnerungen neu aufgebaut werden. Wie ein einziger Tag heißt The Notebook von Nick Cassavetes auf Deutsch, nach dem Roman von Erfolgsautor Nicholas Sparks, der oft sanfte Neuengland-Nostalgie beschwor. Cassavetes inszeniert die Liebe klassisch ruhig, seine Mutter Gena Rowlands und James Garner sind das eine, der junge Ryan Gosling und Rachel McAdams das andere Paar. "Die Romantiker würden dies eine Liebesgeschichte nennen", schreibt Sparks, "die Zyniker eine Tragödie. In meinen Augen ist es ein bisschen von beiden."

The Finest Hours

ABENTEUER, PRO SIEBEN, Samstag, 20.15 Uhr

Sturmkatastrophe im Atlantik, vor der Küste von Massachusetts bricht ein Tanker in Stücke, mit einem kleinen Boot eilen ein paar tapfere junge Männer zur Hilfe. Sie haben keine Chance, aber sie nutzen sie. Craig Gillespie hat den Film inszeniert (er hat zuletzt das Eiskunstlauf-Melodram I,Tonya gemacht), Chris Pine und Casey Affleck sieht man in einem schönen Fernduett, der eine steuert das Rettungsboot, der andere bewahrt als Ingenieur das Wrack so lange vor dem Sinken, bis Rettung da ist. Von einer anderen klassischen Katastrophe erzählt Im Herzen der See, 2015, von Ron Howard. Der Walfänger Essex wird von einem weißen Wal attackiert, das Schiff sinkt, die Überlebenden versuchen verzweifelt, Land zu erreichen. Am Rande des Geschehens taucht Ben Wishaw auf als Herman Melville, der alles in seinem Roman Moby Dick verarbeiten wird.

Pacific Rim

SCIENCE FICTION, PRO SIEBEN, Samstag, 22.40 Uhr

Es ist die alte, immer wieder erzählte Geschichte - die Schrecken, die man von außen erwartet, kommen plötzlich von innen. Gewaltige außerirdische Monster tauchen nicht aus dem Weltraum, sondern aus dem Pazifik auf, durch einen mysteriösen Spalt am Meeresboden, der diverse Dimensionen miteinander verbindet. Die Verwüstung der Zivilisation, die Guillermo del Toro in Pacific Rim inszeniert, ist fundamental, er sprengt die Grenzen des Science-Fiction-Genres (so wie er zuletzt die Grenzen des Horrorfilms sprengte, mit seinem oscargekrönten Film The Shape of Water/Das Flüstern des Wassers, der eine grausame Horror- in eine zärtliche Liebesgeschichte überführt). Ganz pragmatisch geht die Menschheit mit der Apokalypse um. Um Monster zu bekämpfen, ist die Parole, muss man selbst Monster schaffen, riesige mechanische Monster.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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