TV-Tipps zum Wochenende:Immer in Bewegung

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Der Kampf übersetzt innere Konflikte der Figuren in Bewegung und Aufbruch: Jen (Zhang Ziyi) will den Zwängen ihrer Herkunft entkommen. (Foto: ZDF und ARD Degeto/Studiocanal)

Haie, Tiger und Drachen machen den vagabundierenden und innerlich zerrissenen Filmhelden zu schaffen. Der größte Feind des Menschen ist aber der Mensch selbst.

Von Milan Pavlovic

Tiger & Dragon

3 Sat, Nacht zu Montag, 1 Uhr

Wo wir gerade bei Meisterwerken sind: Diese Action-Fantasy brachte nicht bloß Martial Arts, Komödie, Drama und Tragödie auf einzigartige Weise zusammen, sondern ließ das Tänzerische des Kung-Fu, das mit Bruce Lees Tod scheinbar ausgestorben war, so aufleben, dass man während der eleganten Duelle an Fred Astaire und Ginger Rogers denken muss. Die im 18. Jahrhundert spielende Story - über ein gestohlenes Schwert, über Diebe und Liebende (Chow Yun Fat, Michelle Yeoh, Zhang Ziyi), die zu stolz für ihr Glück sind - ist verwinkelt, aber glasklar. Regisseur Ang Lee benutzt die traumhaften Kämpfe, bei denen die Beteiligten an Wänden hochlaufen, Dächer überspringen und sich in Baumwipfeln duellieren, um die inneren Konflikte der Figuren in Bewegung zu übersetzen. Ein luzider Film, in seinem Genre unübertroffen.

Mad Max: Fury Road

Pro Sieben, Sonntag, 22.25 Uhr

25 Jahre lang entwarf und verwarf Mad Max-Regisseur George Miller Ideen für ein weiteres postapokalyptisches Abenteuer um den vagabundierenden Ex-Cop Max Rockatansky, der sich eines Tages gezwungen sieht, Partei zu ergreifen. Schließlich hatte der Australier Miller die zündende Idee: Max spielt in diesem Adrenalin-Gewitter die zweite Geige. Emotional im Zentrum steht Furiosa, die jahrelang dem entstellten Anführer Immortan Joe gedient hat, bis sie mit ein paar Haremsdamen die Flucht wagt. Furiosa ist in der majestätischen Darstellung von Charlize Theron nicht bloß eine ungeahnte Action-Heroine, sondern eine Gestalt von erstaunlicher Tiefe; angetrieben von einem Drang nach Freiheit - und einer pulsierenden Musik (Tom Holkenborg), die jeden Stillstand verhindert. Gab es in diesem Jahrzehnt einen besseren Film?

Babel

Arte, Sonntag, 21.55 Uhr

Die Redensart, der zufolge der Flügelschlag eines Schmetterlings in China den Lauf der Welt verändern kann, hat sich der mexikanische Autor Guillermo Arriaga sehr zu Herzen genommen. Bei ihm gibt es stets so viele scheinbar unzusammenhängende Dinge, dass man oft gar nicht glauben kann, dass sie zusammenkommen können. Manchmal ist das bemüht schicksalhaft ( 21 Gramm), mitunter magisch ( Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada). Im Fall von Babel ist es beides. Ein Gewehrschuss in Marokko saust durch die halbe Welt und sorgt für verstörende Entwicklungen in Afrika, Japan und Mexiko. Manche Zuspitzungen sind enervierend (Gabriel García Bernal!), aber die intimen Momente zwischen Cate Blanchett und Brad Pitt sowie die visuellen Ideen für die Ereignisse in Asien rund um Rinko Kikuchi sind aufwühlend.

Der weiße Hai

RTL 2, Samstag, 20.15 Uhr

Zuerst verschwindet eine junge Frau unter Wasser. Dann herrscht Familien-panik am Strand - ein Horror, der nur überboten wird, wenn der raue Skipper Quint (Robert Shaw) an einer Tafel kratzt. Und schließlich sagt der wasserscheue Cop Brody (Roy Scheider) den unsterblichen Satz: "Wir werden ein größeres Boot brauchen." Da ist es freilich zu spät, denn die höchst unterschiedlichen Jäger sind längst auf offenem Wasser und müssen sehen, wie sie mit dem Hammer-, pardon: Monsterhai fertig werden. Auch heute verfällt man rasch dem meisterhaften, oft fast entspannten Rhythmus, der von John Williams' Musik beschleunigt wird. Dieser Film läutete 1975 eine neue Ära im Kinozeitalter ein: die des US-Sommer-Blockbusters. Zwei Jahre später legte Steven Spielbergs Kumpel George Lucas eine kleine Sternen-Saga vor, und das Kino war nie wieder so wie vorher.

© SZ vom 18.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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