TV-Tipps zum Wochenende:Der perfekte Sound

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Kino ist Bewegung. Der französische Regisseur Stéphane Brizé reduziert sie bis zum Äußersten, Matt Damon und Timothy Dalton indessen geben richtig Gas. Und Sergio Leone? Hatte Ennio Morricone für den richtigen Rhythmus.

Von Milan Pavlovic

Mademoiselle Chambon

Überall im Kino wird heftigst gehetzt, gehechtet und/oder geherzt. Aber in diesem französischen Melodrama von Stéphane Brizé, das an die feinen Werke von Claude Sautet ( Nelly und Monsieur Arnaud) erinnert, führen leichte seismische Schwingungen zur Verschiebung tektonischer Platten. Denn der Kleinstadthandwerker Jean (Vincent Lindon) begreift, als er der fragilen Aushilfslehrerin (Sandrine Kiberlain) seines Sohnes begegnet, dass das Leben auch ganz anders verlaufen könnte - ein großes Glück, das sein kleines zerstören würde. Erst wenn man einen Film wie diesen (wieder)sieht, begreift man, wie wenig Bewegung gutes Kino braucht, um uns zu bewegen. Schon deutlich mehr auf Effekt getrimmt ist das Melo Ein Augenblick Liebe (One, Sonntag, 14.30 Uhr) von LOL-Regisseurin Liza Azuelos - aber immer noch sehenswert dank Sophie Marceau und François Cluzet.

Melodrama, One, Samstag, 17.50 Uhr

Das Bourne Ultimatum

Wie gut Matt Damon ist, sieht man daran, dass er als brettharter Geheimagent Jason Bourne ebenso überzeugt wie als Normalbürger, der sich in Downsizing (Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr) miniaturisieren lässt, um neu anzufangen. Der Film startet als Sozialsatire, schwingt später aber die Moralkeule und bietet biedere Utopien an. Dann lieber wieder Bourne Ultimatum, der dritte und beste Teil der Serie. Oder ein paar andere Spektakel: das harte 007-Abenteuer Lizenz zum Töten (RTL, Sonntag, 22.10 Uhr); The Wolverine (Pro Sieben, Sonntag, 22.25 Uhr), ein starkes, in Japan angesiedelte Solo aus dem X-Men-Kosmos; oder John Woos enthemmte Fantasy Face/Off (RTL 2, Sonntag, 22.50 Uhr), in der John Travolta und Nicolas Cage die Gesichter tauschen. Außer der stupenden Action haben all diese Film übrigens eines gemein: exquisite Soundtracks.

Thriller, ZDF, Nacht zu Sonntag, 0.05 Uhr

Spiel mir das Lied vom Tod

2010 verriet Ennio Morricone eine schockierende Geschichte über den Soundtrack von Spiel mir das Lied vom Tod: "Für lange Zeit war ich nicht in der Lage, etwas für diesen Film zu schreiben. Mir fiel einfach nichts ein. Ohne es mir zu sagen, kontaktierte Sergio Leone einen Kollegen. Aber zum Glück gefielen Leone dessen Ideen nicht" - so kam es dann doch zu einer der berühmtesten Filmmusiken, in denen Morricone den vier Protagonisten eigene Melodien auf den Leib schrieb. Der Regisseur verwendete die Musik beim Dreh und bewegte die Kamera exakt zum Crescendo der Komposition. Das Duo verfeinerte die Methode 1984 bei Once Upon a Time in America (Servus TV, Samstag, 22 Uhr) - mit der Pointe, dass Ennio Morricone große Teile des Soundtracks schon sechs Jahre vor der Premiere abgeliefert hatte.

Western, Tele 5, Sonntag, 20.15 Uhr

Prometheus

Als Ridley Scott, der Schöpfer von Alien, 33 Jahre nach dem eleganten Weltraum-Schocker eine Fortsetzung anging, waren Spannung und Vorfreude immens. Prometheus entpuppte sich dann als Vorgeschichte zum ersten Teil - und als einer der faszinierendsten doofen Filme überhaupt. Gestaltung, Szenerie und Musik sind atemberaubend, aber die Handlung bleibt so unterbelichtet wie die Charaktere - da half auch die Besetzung nicht, im Gegenteil: Charlize Theron und Idris Elba bekommen nichts Gescheites zu tun, und Noomi Rapace ist als Amazone anstrengend. Einzig Michael Fassbender als Android, der nach Gefühlen giert, erreicht eine höhere Ebene. Prometheus hat seine Fans, weil er mehr Fragen stellt als beantwortet. (Internet-)Diskussionen von und mit den Anhängern sind ergiebiger als der Film selbst.

Sci-Fi-Horror, Sat 1, Sonntag, 23 Uhr

© SZ vom 11.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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