TV-Tipps zum Wochenende:Der eigene Schatten

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Hawkeye (Daniel Day-Lewis) bekämpft die Engländer, um eine englische Offizierstochter zu beschützen. (Foto: Frank Connor/ZDF)

Um Gefangene geht es an diesem Wochenende in den Filmen des Fernsehprogramms und um Ausbruchsversuche. Wobei es nie Mauern und Zäune sind, die diese Menschen zurückhalten, sondern innere Zwänge und Dämonen.

Von Milan Pavlovic

Monster's Ball

ONE, Samstag, 22 Uhr

Dieses Melo handelt von Gefangenen, die für ihr Unglück nicht einmal inhaftiert sein müssen. Sie haben sich vom Druck der Gesellschaft und der eigenen Erwartungen so einschließen lassen, dass sie befreit werden müssen. Die Szene, auf die alles hinauszulaufen scheint - die erotische Eruption zwischen der überforderten afro-amerikanischen Mutter Leticia (Halle Berry) und dem deprimierten weißen Gefängniswärter Hank (Billy Bob Thornton) -, ist weder der Schluss- noch der Höhe-, sondern der Angelpunkt der Geschichte. Was zu einem bebilderten Groschenroman hätte ausarten können, voller vordergründiger Theatralik und lärmender Szenen, wurde ein stilles Meisterwerk. Der in Deutschland geborene, in der Schweiz aufgewachsene Regisseur Marc Forster bewies in seinem zweiten Spielfilm als gerade mal 32-Jähriger einen grandiosen Mut zur Zurückhaltung.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2

Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr

Wer nie einen Zugang zur Potter-Welt gefunden hat, dürfte erstaunt sein über die emotionale Wucht des Schlusskapitels. Darin erfährt Harry mehr über sich und seine Vergangenheit als in allen anderen Teilen zusammen - und einige Dinge und Verhaltensweisen, die jahrelang nervten, wirken nun schlüssig. Es ist ein Traum, wenn eine alte Filmserie so befriedigend aufgeht. Ähnliche Hoffnungen sollte man nicht in das behämmerte 007-Abenteuer Spectre (RTL, Sonntag, 20.15 Uhr) investieren. Aber wer das Glück hat, die sieben Minuten zu erwischen, in denen Monica Bellucci als schwarze Witwe auftritt - und dem Film jene Gravitas verleiht, die der Regisseur Sam Mendes und der Hauptdarsteller Daniel Craig sonst immer nur vorgaukeln -, weiß, wie das perfekte Ende der James-Bond-Serie aussehen müsste.

The Jungle Book

Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

Es ist natürlich ein blasphemischer Vorgang und mindestens ein Eingeständnis fehlender Originalität, dass Das Dschungelbuch schon wieder neu verfilmt wurde, keine 50 Jahre nach dem ewig jungen Animationsklassiker. Aber, pssssst, das Ergebnis ist nicht bloß ein unverfrorener Akt intellektueller Barbarei, sondern auch ein überraschend guter Film. Jon Favreau ( Iron Man) erzählt präzise und selbstbewusst von den Abenteuern des Waisenkinds Mogli mit einem echten Jungen (Neel Sethi) und täuschend echt zum Leben erweckten Dschungeltieren aus dem Computer. Das ist so beeindruckend, dass es nicht stört, dass die Tiere reden; und nicht verwundert, dass Favreau prompt den Auftrag erhielt, den König der Löwen neu zu verfilmen. In jedem Fall wirkt Jungle Book viel stärker als das Pixar-Abenteuer Arlo & Spot (Vox, Samstag, 20.15 Uhr).

Der letzte Mohikaner

3sat, Sonntag, 22.05 Uhr

Federleicht und schwermütig, romantisch und actiongeladen, pathetisch, aber nie larmoyant: Zwei Kostümfilme umschiffen die Klippen der Kolportage und liefern poetisches Spektakel. Der letzte Mohikaner erzählt, wie im blutigen, unfertigen Amerika des 18. Jahrhunderts zwei schöne Fremde zusammen kommen (Daniel Day-Lewis und Madeleine Stowe), während neben ihnen der Zwist arroganter Kolonialisten mit Ureinwohnern ausartet. Der Husar auf dem Dach (Arte, Sonntag, 20.15 Uhr) zeigt einen Italiener (Olivier Martinez), der im 19. Jahrhundert der Cholera-Epidemie in der Provence trotzt, um eine Frau (Juliette Binoche) zu ihrem Mann zurückzubringen. So viel Edelmut wie in diesen Werken erlebt man selten. Sie müssten albern wirken, erinnern uns aber stattdessen daran, an das Noble in uns zu glauben.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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