TV-Thriller:Das Böse ist unter uns

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Schöner Wohnen: Frida (Inez Bjørg David) und Max (Torben Liebrecht) trauen ihren Augen kaum. (Foto: Boris Laewen/RTL)

RTL verfilmt einen Roman von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek. Der darf in "Das Joshua-Profil" sogar selbst auftreten - als bemüht witziger Buchhändler. Die Verfilmung kommt hölzern daher.

Von Karoline Meta Beisel

Was, wenn jemand alles über dich wüsste? Nach welchen Begriffen du im Internet suchst, wann in deinem Haus die Alarmanlage scharf geschaltet ist, wie hoch dein Puls beim Joggen ist? Nach den Diskussionen um Cambridge Analytica muss so jemand offensichtlich Böses im Sinn haben: zu beeinflussen, wen du wählst, wie teuer deine Versicherung ist, welchen Pullover du kaufst. Was aber, wenn das ganze Datensammeln einem guten Zweck diente?

Danach sieht es erst einmal nicht aus. Sonst säßen die Agenten, die den Thriller-Autor Max Rhode mit erstaunlichem Einsatz von Technik und Personal überwachen, nicht in einem ungemütlichen Betonraum und sie würden freundlicher gucken. Rhode dagegen lebt mit einer smarten Pilotin (moderne Beziehung!) und einer niedlichen Pflegetochter (wie selbstlos!) in einer geräumigen Dachwohnung, in der neben der Kitchen-Aid-Maschine die Pizzakartons vom Vorabend liegen. Wohlhabend, aber entspannt - die Sympathien sind in Das Joshua-Profil klar verteilt.

Das ist ein Problem. Jochen Alexander Freydanks Film nach einem Thriller von Sebastian Fitzek wäre interessanter, wenn man es wenigstens theoretisch für möglich hielte, dass in dem sympathischen Rhode doch genau der Psychopath steckt, für den ihn die Agenten in ihrer Betonzentrale halten: Ihre Aufgabe ist es, Verbrechen zu verhindern, bevor sie geschehen - so ähnlich wie bei Minority Report, nur ohne Tom Cruise. Predictive Policing heißt diese Methode in der Sprache der Kriminologen. Sie ist umstritten, weil sie unschuldige Menschen zu Tätern abstempelt, bevor sie sich etwas zu schulden kommen lassen.

Torben Liebrecht als Rhode macht dagegen zwar manchmal blöde Sachen (vor der Polizei wegrennen, Autos entführen, fremde Kinder verstecken). Bald wendet sich sogar seine Frau (Franziska Weisz) von ihm ab, deren Rolle ansonsten im Wesentlichen aus fragend Gucken besteht. Aber jeder weiß, dass der Irre in Film und Fernsehen immer der mit den vollgekritzelten Zetteln an den Wänden ist, und Max Rhode wohnt ja in der Wohnung mit den Pizzakartons.

Auch die Dialoge (Buch: Jan Braren) sind bisweilen hölzern. "Ick freu mir sogar auf meine Olle", sagt da ein Trucker, "immer handentsaften is nix für mich, wa?"; und die Polizisten der Spezialeinheit dürfen zu Beginn des Einsatzes tatsächlich "Los geht's, Einsatz!" rufen.

Für Fans von Sebastian Fitzek dürfte die Ufa-Fiction-Produktion aber lohnenswert sein - schon weil der Autor selbst darin als bemüht witziger Buchhändler auftritt und in dieser Rolle sagen darf, was seine Leser wohl bei jedem neuen Fitzek-Bestseller denken: "Gut, Kritiker klatschen jetzt gerade nicht in die Hände vor Begeisterung, aber ich muss sagen: Grausige Geschichte - mir gefällt's."

Das Joshua-Profil , Karfreitag, RTL, 20.15 Uhr.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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