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"Olé, olé, olé, Deutschlaand": Der NDR porträtiert schön unspektakulär die erste reine Flüchtlings-Fußballmannschaft des Landes. Doch vor allem eine Sache ist dem Film hoch anzurechnen.

Von René Martens

Hamsa, 32, sieht nicht aus wie ein Fußballer, für sein Alter hat er eine beträchtliche Plauze. Der Moslem aus Somalia ist aber "total der Macher", wie ihm eine Bewerbungstrainerin bescheinigt, und deshalb ist er auch eine zentrale Figur im Team Mandela aus Lehrte bei Hannover, das Tobias Hartmann in seinem Film Flucht, Fußball und ein Stückchen Glück porträtiert. Die Kreisklassen-Truppe mit Spielern aus unter anderem Mali und Algerien war 2014 die erste reine Flüchtlingsmannschaft, die in Deutschland für den Vereinsspielbetrieb meldete. Zu Beginn dieser Saison sind weitere hinzugekommen.

Dies ist nicht der erste Film über eine Flüchtlingself. Vor rund zwei Monaten lief in der ARD Welcome United, eine Reportage über ein Team des SV Babelsberg 03. Das Engagement von Fußballklubs herauszustellen, liegt nicht fern, denn viele von ihnen - bei größeren auch Fans - haben Flüchtlinge schon unterstützt, als das in den Medien noch wenig Widerhall fand.

Der zweite Protagonist ist Dirk Ewert, Mitte 40, seit 15 Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv. Er trainiert die Truppe und betreut die Spieler auch jenseits der Platzes. Fußball, sagt er, lenke die Flüchtlinge ab: vom tristen Alltag in der Unterkunft, von Gedanken an die Familie, von der Angst vor der Abschiebung. Hamsa sagt, wenn er auf dem Platz stehe, vergesse er alles.

In ruhigen Bildern fängt Autor Hartmann den Alltag der Fußballer ein: vom Grillabend, wo sie zu Trommelklängen "Olé, olé, olé, Deutschlaand, Deutschlaand" singen. Einige redundante Passagen - Betreuer Ewert wiederholt eine Äußerung eines Flüchtlings mehrmals mit ähnlichen Worten - trüben etwas den Eindruck dieses im besten Sinne unspektakulären Films. Aber Hartmann ist vor allem eines hoch anzurechnen: Während es bei TV-Dokus sonst üblich ist, Bilder, die für sich sprechen, zuzutexten, verzichtet er auf jeglichen Kommentar. Für einen Film, der zur besten Sendezeit läuft, ist das bemerkenswert.

Flucht, Fußball und ein . . . , NDR, 20.15 Uhr.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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