Streaming:Déjà-vu

Lesezeit: 1 min

Ein Monster wie in "Stranger Things" und Landschaften aus "Game of Thrones": Eine Serie mit Model Cara Delevingne bedient sich kräftig am eigenen Genre. Aber reicht das?

Von Maresa Sedlmeir

Viele Leute haben eine solche Liste. Mit Serien, die man schon immer mal sehen wollte. Bei denen man sich konsequent die Ohren zuhält, wenn Freunde darüber reden. Man wird sie doch bestimmt bald, am Wochenende, gleich, ja, ganz sicher, anschauen. Doch was, wenn man eine Serie sehen könnte, bei der man gleich die restlichen Must-Watch-Serien der letzten Jahre mitgeliefert bekommt?

Eine Serie, in der es explizite Sexszenen und verschneite Landschaften gibt wie bei Game of Thrones? Die aber gleichzeitig ein gruseliges, glitschiges Monster auffährt wie das aus Stranger Things ? Und einen rätselhaften Serienmörderfall à la Sherloc k? Eine solche Serie ist die Amazon-Prime-Produktion Carnival Row. Man kann das einfallslos finden, oder auch klug: Die Serie nimmt sich alles, was bisher recht gut funktioniert hat, und setzt es neu zusammen. Seriensampling, sozusagen.

Trotzdem braucht es wenigstens noch ein bisschen eigene Geschichte für die Fantasywelt von Carnival Row: In der fiktiven Stadt The Burge, die aussieht wie das viktorianische London, begleiten die Zuschauer eine Elfe namens Vignette Stonemoss (gespielt von Cara Delevingne, die bisher eher als Model erfolgreich war). Nach und nach erfährt man von ihrer großen Liebe zu einem Menschen, den Vignette für tot hält. Das ist er aber nicht, er ist quietschfidel, arbeitet als Polizist und muss einen rätselhaften Mordfall aufklären.

Der Angebetete heißt Rycroft Philostrate - ja, die Namen klingen, als hätte sie sich J. K. Rowling ausgedacht. Orlando Bloom spielt den Polizisten, einen geheimnisvollen Macker mit Melone. Er kneift recht oft die Augen zusammen, sodass er aussieht, als würde er Johnny Depp imitieren. Vielleicht ist es auch nur der Ekel. Denn der Killer (dem glitschigen Monster aus Stranger Things unanständig ähnlich) raubt den Opfern die Lebern und lässt ihre Gedärme wie Luftschlangen auf der Straße liegen.

Auch an Gesellschaftskritik versucht sich die Serie: Die Menschen misshandeln die Fabelwesen, die im Elendsviertel, der Carnival Row, leben, verprügeln und bedrohen sie. Ein spannender Ansatz, doch die Liebesgeschichte samt Geigenklängen überlädt dann doch alles. Es reicht nicht, Serien einfach nur zu samplen, wenn zu wenig Eigenes bleibt.

Carnival Row , auf Amazon Prime.

© SZ vom 06.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: