Spielfilm-Tipps:Glamour und Untote

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Wahrhaftigkeit und Gelassenheit: Martha (Martina Gedeck, v.l.) mit Nichte Lina (Maxime Foerste) und Lea (Katja Studt). (Foto: © SWR/Bavaria Film)

Festtage für Freunde von Western und Glücksspiel, außerdem Familiengeschichten. Was sich am Wochenende im Fernsehen lohnt.

Von Milan Pavlovic

Last Exit Reno

Zocker-Drama, Servus TV, Samstag, 22.15 Uhr

Reno ist per se die kleine Cousine von Las Vegas, und dieser stimmungsvolle kleine Zockerfilm, das Regiedebüt von Paul Thomas Anderson (Magnolia; Der seidene Faden), leuchtet zudem die wenig luminösen Nischen des Milieus aus. Im Zentrum steht der anfangs ziemlich abgehalfterte John (John C. Reilly), der nach einer Pechsträhne mithilfe des Routiniers Sydney (Philip Baker Hall) wieder Land sieht. Doch jeder weiß: Was steigt, muss irgendwann wieder fallen, und so bringen die Amateurhure Clementine (Gwyneth Paltrow) und der schmierige Jimmy (Samuel L. Jackson) die Dinge aus der Balance. Wem der Glamour und Glitter von Las Vegas lieber ist, kann sich auf Ocean's 13 freuen (Sat 1, Sonntag, 22.30 Uhr). Die Clique um Danny Ocean (George Clooney) nimmt sich diesmal einen Casino-Fürsten vor (Al Pacino), der noch fieser ist als Andy Garcia in Teil eins & zwei.

Shaun of the Dead

Zombie-Komödie, RTL 2, Samstag, 22.30 Uhr

Das Trio Simon Pegg/Nick Frost (Hauptrollen)/Edgar Wright (Regie) zog in einer Trilogie Genrefilme durch betont englische Nuancen durch den Kakao. Das ist halbwegs unterhaltsam in der Polizei-Parodie Hot Fuzz (Sat 1, Samstag, 20.15 Uhr) - und richtig lustig in der Zombie-Komödie Shaun of the Dead. Anfangs sind Shaun und sein Kumpel Ed so untertourig unterwegs, dass sie sich nur durch den Bierkonsum von Untoten abheben. Erst später lernen sie etwas über das Töten und dadurch fürs Leben. Eine der gewitzteren jüngeren Komödien-Maschinen aus Hollywood ist Daddy's Home (Sat 1, Samstag, 22.10 Uhr). Will Ferrell macht sich darin zum Affen, um seinen Ziehsohn zu beeindrucken, als dessen wilder Vater (Mark Wahlberg) auftaucht. Die Moral ist konservativ brav, aber die physischen Verstümmelungen erreichen Clouseau-Format.

Open Range

Western, ARD, Samstag, 23.40 Uhr

Die beiden Festtage für Westernfreunde beginnen mit Kevin Costners erstem Ausflug in das Genre seit seinem oscargekrönten Dances With Wolves. Open Range ist die richtige Mischung aus Werken mit John Wayne, Kirk Douglas und Clint Eastwood: Zwei Cowboys (Costner und Robert Duvall) stemmen sich gegen einen gierigen Rancher. Parallel läuft Slow West (3sat, Samstag, 23.50 Uhr), eine ungewöhnlich temperierte Pioniergeschichte mit dem formidablen Michael Fassbender. Am Sonntag dann verzaubert Jane Fonda als Cat Ballou (Tele 5, Sonntag, 18.20 Uhr), der Lee Marvin zur Hand geht, wenn er denn nüchtern ist. Und zuletzt rangeln zwei erlesene Gringos - Gary Cooper und Burt Lancaster - in Vera Cruz (Tele 5, Sonntag, 22.30 Uhr) um Gold und eine Frau. Oder doch auch um die Ehre? Gary Cooper kann eben selbst in Mexiko nicht aus seiner Haut.

Bella Martha

Melokomödie, Arte, Sonnatg, 9.45 Uhr

Sandra Nettelbecks Melodrama ist eines der schönsten deutschen Regiedebüts. Die Geschichte der ambitionierten Köchin (Martina Gedeck), die sich widerwillig ihrer verwaisten Nichte Lina annimmt und nur langsam Geschmack an einem neuen Rezept (und Rhythmus) für ihr Leben findet, besticht weniger durch Originalität. Sondern durch Wahrhaftigkeit und Gelassenheit. An die magische Basis der Erzählung - luftig und doch stabil - kam Nettelbeck nie mehr heran. Aber Bella Martha kann ihr niemand nehmen. Eine andere Familiengeschichte erzählt Wunder (Sat 1, Sonntag, 20.15 Uhr), und obwohl die Zutaten auch hier heikel sind (gesichtsdeformierter Junge wagt sich ins Leben), müssen Regisseur Stephen Chbosky und die Stars (u. a. Julia Roberts und Owen Wilson) nicht auf die Tränendrüse drücken, um uns zu berühren.

© SZ vom 13.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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