Spielfilm:Chefermittlung in Sachen Mafia

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Die Morde von Duisburg werden zum Film - und kurzerhand nach Mönchengladbach verlegt. Offenbar wollte man sich dringend Heino Ferch als Chefermittler Ingo Thiel erhalten.

Von Elisa Britzelmeier

Die Mafia ist überall. Insofern ist es egal, dass der Spielfilm Die Spur der Mörder die als "Mafiamorde von Duisburg" bekannt gewordenen Taten einfach nach Mönchengladbach verlegt. August 2007, vor einem italienischen Restaurant werden fünf (in Wirklichkeit waren es sechs) Menschen erschossen, bald erhärtet sich der Verdacht: ein Streit zwischen zwei Familien der kalabrischen 'Ndrangheta. Der Ortswechsel nach Mönchengladbach dürfte weniger mit dem Wissen zu tun haben, dass die Mafia überall ist, als mit Chefermittler Ingo Thiel. Den Kommissar gibt es wirklich, Heino Ferch hat ihn schon einmal gespielt und im Film Ein Kind wird gesucht in einem Fall chefermittelt, der auf wahren Tatsachen basiert. Offenbar wollte man sich den Mönchengladbacher Thiel erhalten und schenkte ihm diesen zweiten Fall.

Ferch-Thiel muss herausfinden, wer die Mörder sind. Was nun auch nicht spannender klingt als ein durchschnittlicher Tatort. Groß macht den Fall, dass er zumindest ein bisschen auf realen Tatsachen basiert. "Alles Italiener", sagt Thiel, während er ausgerechnet den deutschen Personalausweis eines der Opfer auf den Tisch legt. Sagt: "Das riecht nach Mafia." Dann kommt via Interpol Unterstützung aus Italien. Kommissarin Carla Orlando hat eine Südtiroler Mamma und aus persönlichen Gründen Wut auf die Mafia, sie wird gespielt von der Österreicherin Verena Altenberger, weswegen das mit dem Akzent zumindest bei ihr recht glaubhaft hinhaut. Carla Orlando darf den deutschen Kollegen mehrmals erklären, was es mit der Mafia auf sich hat ("ein uraltes Problem, das niemand in den Griff kriegt"), und wenn sie darauf hinweist, dass die deutschen Gesetze zu lasch sind oder eine Angehörige einfach abhören will, prallen unterschiedliche Polizeiansätze schön aufeinander. Was diesen mitunter unnötig verkünstelten Fall sehenswert macht.

Die italienische Kollegin findet die deutschen Gesetze zu lasch und will eine Angehörige abhören

Zu sehen sind Mafia-Requisiten (Geheimschrift, angekohltes Bild des Schutzheiligen Michele) und, weil die Ermittler nach Italien fahren, viel Thiel mit Sonnenbrille. Nebenbei: Es gibt einen echten Menschen, der die Mafiamorde von Duisburg aufgeklärt hat, Heinz Sprenger nämlich. Schade, dass man im Film nicht dabei blieb. Aber weil sich immer noch viele eine Mafia in Deutschland kaum vorstellen können, ist es gut, dass da jemand eingreift. Egal wer.

Die Spur der Mörder . Arte, 20.15 Uhr

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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