Serie:Glaubensfragen

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Schauspieler Lars Mikkelsen überzeugt in "Die Wege des Herrn" als saufender, betrügender und missgünstiger Pfarrer. Hinter der Geschichte steckt Autor Adam Price, der schon mit "Borgen" Seriengeschichte geschrieben hat.

Von Kathrin Hollmer

Johannes (Lars Mikkelsen) ist ein Seelsorger mit dunkler Seite. (Foto: Tine Harden/dpa)

Ein Pfarrer, der zu seiner Frau unter die Dusche steigt, während seine Mitarbeiter unten im Pfarrhaus mit Kuchen warten. Der auf Sauftour geht und sturzbetrunken vor der Kirche steht und das Vaterunser brüllt. Schon die erste Folge der dänischen Serie Die Wege des Herrn zeigt deutlich, dass sie keine gewöhnliche Pfarrerserie ist. Wie sollte sie auch, Drehbuchautor und Showrunner Adam Price hat bereits mit der ungewöhnlichen dänischen Politserie Borgen Seriengeschichte geschrieben.

Auch seine neue Serie, die in Deutschland auf Arte ausgestrahlt wird, hat das Zeug dazu. Nicht wegen ihrer Provokationen, sondern weil sie schonungslos das Thema Glauben und Zweifeln verhandelt. Beim Kopenhagen-Film-Festival wurde sie als beste Fernsehserie ausgezeichnet.

In der Familie Krogh hat das Pfarrersein Tradition. Die Hauptfigur Johannes, gespielt von Lars Mikkelsen, ist bereits in der neunten Generation Geistlicher der evangelisch-lutherischen Volkskirche, ein einfühlsamer Seelsorger. Als erster in der Familie will er Bischof werden, die Chancen stehen gut. Während seine Mitbewerber beim Bischofsduell ausgerechnet bei der Frage nach ihrem eigenen Glauben ausweichen, liebt ihn das Publikum für seine Direktheit: "Ja, ich glaube an Gott", sagt er. "Diese Aussage ist fast kontroverser, als wenn ich mich hinstellen und euch in allen Einzelheiten erzählen würde, wo, wie und wann ich zuletzt Sex hatte." Als er dann doch überraschend gegen die Konkurrentin Monica Ravn verliert, zeigt sich seine dunkle Seite. Jesus, mit dem er spricht, macht er Vorwürfe, er trinkt, betrügt. Wie Borgen mehr als eine Politserie war, vielmehr Gesellschaftsporträt, ist Prices neues Werk ein Familiendrama zum pathosgeladenen Thema Sinnsuche.

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Der Drehbuchautor der Politserie "Borgen" hat ein Familiendrama über die Sinnsuche geschaffen

Seinen beiden Söhnen ist Johannes ein schlechter Vater. Der ältere, Christian, hat sein Theologiestudium abgebrochen, wird beim Plagiieren seiner Diplomarbeit erwischt und aus dem Start-up gedrängt, das er mit Freunden gründen wollte. Der jüngere, August, bekommt das Angebot, als jüngster Pfarrer in der Geschichte die bedeutendste Kirche Kopenhagens zu übernehmen. Das schürt Neid. "Es regnet nur so auf dich runter", sagt Christian zu seinem Bruder. "Das ist voll Matthäus 13,12. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe." Statt Karriere zu machen, geht August als Militärpfarrer in den Nahen Osten. Als er traumatisiert zurückkehrt, nutzt sein Vater ihn aus, statt zu helfen. Johannes sieht sich selbst als von Gott auserkoren und berechtigt, sein Leben vor das der anderen zu stellen. Die Serie spielt mit biblischen Themen und menschlichen Motiven. Johannes schiebt seinen Glauben vor, am Ende aber befriedigt er nur seine Geltungssucht und versucht, die Familienehre zu retten. Adam Price, der sich im Arte-Interview "als Atheisten mit ausgeprägter Neugier" bezeichnet, arbeitete mit Autoren unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammen, die in der Serie ebenfalls auftauchen.

Hauptdarsteller Lars Mikkelsen stand lange Zeit im Schatten seines jüngeren Bruders, des Hollywood-Schauspielers Mads Mikkelsen, in international erfolgreichen Serien hatte der ältere lange Zeit vor allem eindrucksvolle Nebenrollen. Er war der Bösewicht Magnussen in Sherlock und der russische Präsident Petrov in House of Cards. Für Die Wege des Herrn erhielt Lars Mikkelsen nun einen International Emmy Award als bester männlicher Schauspieler.

Nach Borgen, einer Serie über eine Frau an der Macht, mögen die wenigen Frauenfiguren, vor allem die Bischöfin Monica und Johannes' Frau Elisabeth, die ihrem Mann immer nur verziehen hat, enttäuschen. In Die Wege des Herrn geht es mit der Kirche und der Familie Krogh um traditionelle Patriarchate - die ihre Ablaufdaten erreicht haben.

Die Wege des Herrn , Arte, ab Donnerstag um 20.15 Uhr. Alle zehn Folgen bis 28.12. in der Mediathek.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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