Sender:Nachts in Potsdam

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg wählt Patricia Schlesinger zur Intendantin. Dass der Wahlabend sich so sehr in die Länge zog, hat einen guten Grund.

Von Jens Schneider

"Es war jetzt ein langes Warten und auch ein Bibbern, es kam mir vor wie Tage", sagte Patricia Schlesinger am späten Donnerstagabend. Mit drei Stunden war gerechnet worden, fast fünf dauerte die Sitzung des Rundfunkrats des RBB. Sechs Wahlgänge brauchte das Gremium, bis es Schlesinger mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zur neuen Intendantin der Berlin-Brandenburger Zwei-Länder-Anstalt gewählt hatte. Die NDR-Journalistin wird am 1. Juli die Nachfolge von Dagmar Reim antreten, die den Posten aus privaten Gründen aufgibt. "Ich übernehme in einer Zeit, wo es eigentlich aufwärtsgehen kann und aufwärtsgehen sollte", sagte Schlesinger nach der Wahl.

Zwei namhafte Kandidaten hatten sich zur Wahl gestellt, neben Schlesinger auch Theo Koll, derzeit Leiter des ZDF-Studios in Paris. Beide Bewerber präsentierten dem Gremium zu Beginn der Sitzung, wie Teilnehmer später berichteten, eindrucksvolle Konzepte für die Zukunft des RBB, der sich im Fernsehbereich verbessern muss, bei den Quoten im ARD-Vergleich das Schlusslicht ist, während seine Radio-Programme in der Region verankert sind und hohes Ansehen genießen. Dass es im ersten Wahlgang nahezu ein Patt gab, erklärten Sitzungsteilnehmer mit der besonderen Qualität der Kandidaten.

Über ihr Konzept will Schlesinger vor Amtsantritt öffentlich nicht sprechen. In einem ersten Interview im Sender zeigte sie aber, dass ihr die Befindlichkeiten der Brandenburger Peripherie bewusst sind, die nicht vernachlässigt werden will. Ob denn Berlin und Potsdam für sie passen, wurde die weitgereiste Journalistin gefragt. Sie nickte und ergänzte: "Perleberg, Cottbus - das passt."

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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