Sebastian Pufpaff:Blitzsendung

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„Quasi Live-Fernsehen“: Sebastian Pufpaff. (Foto: N/A)

Kleine Show nach spontaner Idee: Die humoristische Corona-Sendung"Noch nicht Schicht" geht leider schon zu Ende.

Von Hans Hoff

Nach zwei Dutzend Ausgaben ist bei der 3sat-Sendung Noch nicht Schicht am Donnerstag Schicht. Nicht länger wird dann kurz vor 20 Uhr Sebastian Pufpaff sieben Minuten lang das Leben rund um Corona aus satirischer Perspektive beleuchten. Damit geht ein sehr besonderes Fernsehexperiment zu Ende.

Spricht man mit Pufpaff, kann er es immer noch nicht recht glauben, dass diese kurze wilde Zeit vorbei sein soll. Er hätte gerne weitergemacht, aber seit sich die Dinge auch in den Fernsehanstalten wieder auf Normalmaß einpendeln, ist vielerorts Schluss mit dem spontanen Spaß am Anderssein. Dabei hatte alles so turbulent begonnen. An einem Sonntag im März saß Pufpaff daheim. Alle Auftritte waren abgesagt, jede Chance, der Welt etwas komödiantisch mitzuteilen, war zerplatzt. Für einen wie Pufpaff, der sich seit Jahren durch Fernsehauftritte, in seiner 3sat-Sendung und auch in der Heute Show, als formidabler Stand-up-Künstler bewährt hat, ein unhaltbarer Zustand. Also schrieb er eine SMS an den ZDF-Comedychef. "Man müsste was machen. Ich hätte da was im Kopf", stand da sinngemäß drin. Das haben so oder ähnlich schon viele ans ZDF geschrieben und dann jahrelang vergeblich auf Antwort gewartet. Nicht so bei Pufpaff.

Der fand sich zwei Tage später bei der Herstellung einer Pilotsendung mit seiner eigens gegründeten Produktionsfirma wieder. Die Probeausgabe wurde in der Programmdirektion für gut befunden, und gerade mal zehn Tage nach der Idee lief Noch nicht Schicht. Für Fernsehverhältnisse eine Entwicklung in Lichtgeschwindigkeit.

Seitdem sitzt Pufpaff jeden Abend im schwarzen Trauerredner-Anzug am unaufgeräumten Schreibtisch und klärt wortreich die Lage. Er befasst sich mit Dingen, die sich in diesen Tagen aufdrängen, und er drückt durch seine atemlose Wortgewalt und die Kraft, sieben Minuten ohne Schnitt zu reden, allem einen besonderen Stempel auf. "Einmal Luft holen und dann durch. Das ist quasi Live-Fernsehen", beschreibt Pufpaff seine kleine Show.

Natürlich ist das kein Live-Fernsehen. Bereits mittags wird die Minishow aufgezeichnet, im Homeoffice. Zwei Meter neben dem Kinderzimmer seines Sohnes, der sich in den vergangenen Wochen über viele neue Bilderbücher freuen durfte, auf dass der Papa nebenan den Menschen ungestört durch die Krise helfen kann. "Man kann auf das Ganze da draußen auch mit einem Lächeln blicken", sagt er, der mal albern, mal sehr ernst, aber stets ausgesprochen moralisch daherkommt.

Wer Pufpaff nur als den auf Turboverkäufer gegelten Zyniker aus der Heute Show kennt, muss bei Noch nicht Schicht umlernen. Da agiert der Optimismus-Pufpaff. "Wir wollen nicht der strahlende Elfenbeinturm sein. Wir sind eher die Trinkhalle", sagt er. Als humoristisch vortragender Künstler sieht sich der 43-Jährige gerne in der Tradition seiner Vorbilder. "Ich verehre Dean Martin und Jerry Lewis. Das waren für mich die ersten Stand-Upper", sagt er. Zum Start des Experiments habe er den Sender "in einer Art Schockstarre erwischt", sagt er und freut sich, dass er über 3sat, ZDF und Mediatheken bis zu 1,2 Millionen Menschen werktäglich erreicht. Trotzdem ist jetzt erst mal Schicht. Was später kommt? Wer weiß das in diesen Zeiten. Pufpaff jedenfalls sagt, er halte es da wie Batman: "Wenn ihr mich braucht, schickt mir ein Zeichen. Ich werde da sein."

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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