Samstag im TV:Flosse zeigen

Fischgourmet und Putin-Versteher: Gérard Depardieu. (Foto: Maxim Shipenkov/dpa)

Das Monstre sacré des Kinos trifft auf deutsche Fernsehunterhaltung: Gérard Depardieu tritt bei Kai Pflaume in der ARD gegen ein Kind an.

Von Fritz Göttler

Ein Kinoweltstar, aber mit einem trüben Beigeschmack. Gérard Depardieu tritt am Samstag mitten in einem Stück gepflegter Fernsehabendunterhaltung an. Das monstre sacré kämpft in Klein gegen Groß (ARD, 20.15 Uhr) gegen den jungen Julius, moderiert vom immer freundlichen Kai Pflaume. Es geht darum, Fische an ihren Schwanzflossen zu erkennen, da ist Depardieu, der Fischgourmet, Inhaber eines Fischgeschäfts in Paris namens "Moby Dick" und eines Fischrestaurants, durchaus am Platz. Aber was ist mit den andern Depardieus? Depardieu, der Vieltrinker. Der Unbeherrschte. Der Pöbler. Der Motorradfahrer. Der Hemmungslose. Der Egomane. Der Steuerflüchtling. Der Putin-Versteher. Ja, man hofft sehnsüchtig auf Momente von Unberechenbarkeit und Flegelhaftigkeit und Anarchie, in einem TV-Unterhaltungsgenre, das selbst bei Gottschalk irgendwann an braver Ordentlichkeit erstickte. "Wenn ich im Voraus wüsste", schrieb Depardieu in seinem Erinnerungsbuch, "was ich tun werde, würde ich es nicht tun. Ich stürze mich in den Kampf ohne Angst, das gehört auch zum Leben."

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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