Das Verhältnis zwischen Bild und Fischer gilt damals im Herbst als schwierig. Der Schauspieler redet mit dem Blatt nicht sehr gern, erst recht, seit es ihn in dieser Affäre bloßgestellt hat. Ein Exklusiv-Interview wäre da ein weiterer Scoop für Bild, weniger einer für Fischer. Seine Agentin aber rät ihm, sich darauf einzulassen. Sie wolle den schlimmen Streifen unbedingt vom Markt bekommen. Falls davon nämlich etwas veröffentlicht würde, in einer Zeitung oder als bewegtes Bild, so wäre Fischers Karriere schwer beschädigt, vermutet sie. Er verlöre seinen Werbevertrag und seine Rolle als bibelfester Pfarrer Braun im Ersten. Mit Bild zu reden wäre da das kleinere Übel, so hat es Fischer offenbar verstanden.
Die Agentin - sie gilt durchaus als erfahren - hat später ausgesagt, es laufe bei diversen Blättern immer gleich. Man bekomme einen Anruf, werde vor irgendwelche Tatsachen gestellt und es bleibe zunächst mal offen, was dann passiere. Man kann das eben als Drohung begreifen oder als Chance. Fischers Agentin findet jedenfalls, man müsse auf die Presse zugehen und etwas anbieten, das für beide Seiten positiv sei. Den von ihr angeregten Deal habe der Bild-Redakteur schließlich so zusammengefasst: Er bekomme das Interview und der Film verschwinde dafür im Giftschrank.
Das Muster, das die Agentin beschreibt, ist tatsächlich sehr vertraut. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Mitarbeiter einer Agentur, die oft für bunte Blätter arbeitete, mit detektivischem Aufwand Prominente beobachtet hatten. Es kam gar nicht so sehr darauf an, im Gebüsch verwackelte Fotos zu schießen und diese zu drucken. Den Prominenten sollte nachgewiesen werden, dass sie mit irgendwem eine bisher nicht öffentlich bekannte Beziehung führten. Wenn die Prominenten dies schließlich bestätigten, ließen sich rührende Geschichten daraus machen, in denen die Liebe und ihre Segnungen besungen wurden.
Fischer ließ sich also zu dem Exklusiv-Interview mit Bild überreden. Es erschien knapp eine Woche später unter dem Titel: "Die Huren nutzten meine Krankheit aus!" Beobachter fanden es seltsam, dass der Schauspieler plötzlich so offenherzig mit dem Blatt plauderte, das ihn wenige Wochen zuvor erst mit der Nuttengeschichte vorgeführt hatte.
Im Fernsehen hat ihn ARD-Talkmaster Reinhold Beckmann sogar auf diesen Widerspruch aufmerksam gemacht. Fischer antwortete: "Ich muss aber doch da ansetzen, wo's auch gehört und gelesen wird, und ich habe beschlossen, mich mit der Bild-Zeitung zu vertragen." Dass er sich offenbar nicht ganz freiwillig "vertragen" hatte, sagte er natürlich nicht.
Strafrechtlich gesehen wäre dies eine Nötigung, wenn der Bild-Redakteur Fischer durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu etwas gezwungen hätte. Umstritten ist allerdings schon die Frage, ob es überhaupt ein Übel gab. Den ominösen Schmutzfilm jedenfalls hat die Staatsanwaltschaft bislang nicht finden können. Sie hat eine Wohnung des Journalisten durchsuchen lassen, aus der er aber soeben ausgezogen war.
Eine Durchsuchung von "Giftschränken" in der Bild-Redaktion ist unterblieben. Sie wäre juristisch und politisch sehr heikel gewesen, erst recht nach dem Cicero-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Redaktionsräume unter besonderen Schutz gestellt hatte. Der angeklagte Redakteur selbst hat bisher zur Sache geschwiegen, der Axel-Springer-Verlag entgegnet auf Fragen nach dem Film, es handele sich um Redaktionsinterna, zu denen man grundsätzlich keine Auskunft gebe.