Preisverleihung:Allein im Sternenstaub

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"Jetzt übernimmt R2DoppelD": Barbara Schöneberger moderiert. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Deutsche Fernsehpreis wurde zum ersten Mal ohne TV-Zuschauer verliehen, dafür aber mit Barbara Schöneberger. Über einen erstaunlich harmonischen Abend.

Von Hans Hoff

Der Deutsche Fernsehpreis hat schon wieder Zuschauer verloren. Diesen Satz will RTL-Chef Frank Hoffmann nie wieder hören. Das sagte er zumindest am Mittwoch in seiner Auftaktrede zur Verleihung der Trophäe - und spielte auf die Tatsache an, dass die Verleihungszeremonie erstmals nicht in dem Medium übertragen wurde, dessen Namen sie trägt. Nachdem die Quoten der Ausstrahlung über die Jahre mau geblieben waren, hatten sich die Stifter von ARD, ZDF, RTL und Pro Sieben Sat 1 erst ein wenig überworfen und die für den vergangenen Oktober geplante Veranstaltung ausfallen lassen. Nun holten sie das in den Düsseldorfer Rheinterrassen in verkleinertem Rahmen nach, ohne Fernsehzuschauer, dafür mit rund 600 geladenen Gästen und ausreichend Getränken.

"Wir können uns komplett zulöten. Niemand schaut uns zu. Sat 1 kennt das Gefühl", lästerte Barbara Schöneberger kurz danach über den anstehenden Abend und einen zuletzt eher glücklosen Sender. Nachdem zuvor in einem recht witzigen Star- Wars-Einspieler die dunklen Seiten der Fernsehmacht ausgelotet und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen WDR-Chef Tom Buhrow und Ex-RTL-Chef Helmut Thoma konstruiert hatten ("Tom, ich bin dein Vater"), fuhr der Roboter R2D2 durchs Publikum und sollte wohl einen Hauch Sternenstaub verbreiten.

Der Hauch wurde indes rasant weggepustet, als Schöneberger übernahm. "Jetzt übernimmt R2DoppelD", sagte sie gewohnt selbstironisch und haute dann im Minutenrhythmus die Knaller heraus, so dass niemand Einspruch erhob, als sie rund drei Stunden später selbst einen Fernsehpreis bekam für die verbale Betreuung der RTL-Veteranenshow Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen alle. Beste Unterhaltungsmoderatorin darf sie sich nun nennen, was völlig in Ordnung geht, denn diese Frau könnte wohl auch die Eröffnung einer Mülltonne ansprechend begleiten.

RTL bekam nur ein bisschen Trost für seinen großen Quotenflop

Die Zufriedenheit für Schönebergers Auszeichnung fügte sich in einen harmonischen Abend, an dem vor allem auffiel, dass die in den Vorjahren meist eher karg bedachten Privatsender ordentlich bepreist wurden. Besonders Vox räumte ab und heimste gleich drei Preise ein, für die wunderbare Serie Club der roten Bänder, für die Wirtschaftsshow Die Höhle der Löwen und für die Dokumentation Asternweg - Eine Straße ohne Ausweg.

Die Preisflut für den kleinen Sender mit dem großen Aufbruchswillen ging ein wenig auf Kosten des Muttersenders RTL. Dort hatte man gehofft, dass die hochgelobte und dann quotentechnisch tief gefallene Serie Deutschland 83 wenigstens mit einem Fernsehpreis entschädigt werden würde. Doch lediglich Deutschland 83-Hauptdarsteller Jonas Nay wurde als bester Schauspieler ausgezeichnet. Ein kleiner Trost für den Sender, der an diesem Abend die Getränke bezahlte.

Als beste Schauspielerin wurde Ina Weisse geehrt, als bester Fernsehfilm die ARD-Produktion Nackt unter Wölfen. In der Unterhaltung lag kurioserweise das ZDF vorne, das sich unter anderem über Preise für Die Anstalt und Neo Magazin Royale freuen durfte. Pro Sieben konnte immerhin einen Preis für Joko und Klaas entgegensetzen; Sandra Maischberger leitet die beste Talksendung.

Am Ende zeigte sich nur eine demonstrativ unzufrieden, Schöneberger: "Ich krieg' nen Preis und keine Sau sieht es". Und sie sang: "Ich will ihn endlich wieder im Fernsehen sehen". So sind sie halt, diese TV-Menschen. Ohne Millionenpublikum fühlen sie sich leicht alleingelassen.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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