Medien bei Olympia:Niederländischer TV-Journalist bedrängt

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(Foto: NOS)

Der Reporter des Senders NOS hatte sich für eine Schalte vor dem Pekinger Vogelnest-Stadion postiert. Das missfiel einem uniformierten Sicherheitsmann. Das IOC sagt: "Da war jemand übereifrig. Diese Dinge passieren."

Für seine Schalte in die Heimat hatte sich der niederländische Reporter Sjoerd den Daas ein naheliegendes Hintergrundmotiv ausgesucht: das Pekinger Vogelnest-Stadion. Dort fand am Freitag die Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele statt. Den Daas berichtete für die 12-Uhr-Mittagsnachrichtsendung, in einer Stunde sollte es losgehen, also ein kurzes Statement, was die Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten würde. Einen Aufsager nennen Fernsehleute das, Routinearbeit eigentlich. Die Moderatorin hatte den Daas gerade vorgestellt, der Reporter, im Wintermantel und Schal vor dem in der Dunkelheit erleuchten Stadion stehend will gerade loslegen.

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Aber was ist das? Von links seitlich schiebt sich plötzlich ein uniformierter Mann ins Bild, auffallend ist seine breite rote Armbinde. Er bedrängt den Reporter und schiebt ihn zur Seite. Auf dem Video, das der Sender NOS auf Twitter veröffentlicht hat, ist danach zu sehen, wie ein weiterer Sicherheitsmann seine Hand vor die Kamera hält. Studio-Moderatorin Saida Maggé reagiert sichtlich erschrocken auf die Ereignisse, ehe in Rücksprache mit der Regie die Schalte nach Peking abgebrochen wird.

Was sagt das Internationale Olympische Komitee zu dem Vorfall?

"Das waren unglückliche Umstände, da war jemand übereifrig. Diese Dinge passieren", so Mark Adams, der Sprecher des IOC einen Tag später. Das IOC habe den Fernsehsender kontaktiert. Man versichere, dass alle Medienvertreter innerhalb der geschlossenen Corona-Blase bei Olympia ihre Arbeit ungehindert fortsetzen könnten. Adams verwies darauf, dass der Reporter kurz nach dem Vorfall in einer weiteren Live-Schalte von einem anderen Standort aus wieder aus Peking habe berichten können.

Die Bilder zeigten auf schmerzhafte Weise, wie es um die Pressefreiheit in China bestellt sei, sagte NOS-Chefredakteur Marcel Gelauff der Zeitung Algemeen Dagblad. Im aktuellen Ranking der Pressefreiheit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" rangiert China an 177. Stelle von 180 Nationen.

"Wir heißen die internationalen Medien für die Berichterstattung über die Olympischen Spiele willkommen. Wir schützen ihre Rechte und kommen ihnen so weit wie möglich entgegen", sagte Yan Jiarong, Sprecherin des Organisationskomitees.

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