Es ist eine Nachricht, hinter der einiges Zerwürfnis stehen muss: Wie die Neue Zürcher Zeitung am Mittwoch mitteilte, verlässt CEO Veit Dengler das Haus per sofort. Grund für den Abgang sollen "unterschiedliche Auffassungen" im strategischen Bereich sein. Für die Redaktion kommt der Abgang eher überraschend. Denglers Kurs, der auf neue Geschäftsfelder und Digitalisierung des 1780 gegründeten liberalen Traditionsblattes ausgerichtet war, galt als zukunftsweisend: 2015 und 2016 hatte die NZZ ihren Gewinn steigern können. Der 48-jährige Österreicher, in seiner Heimat Mitbegründer der liberalen Partei Neos, stieß 2013 zur NZZ. Er war als umgänglicher Manager bekannt, der sich auch für politische Fragen interessierte - so trat er zum Beispiel gegen ein Burkaverbot ein. Damit geriet Dengler in Konflikt mit Chefredakteur Eric Gujer, der seit dem Frühjahr 2015 im Amt ist. "Mit Gujers Vorgänger Markus Spillmann verband Dengler eine Haltung, die ich kosmopolitischen Liberalismus nennen würde", glaubt der Berner Medienbeobachter Nick Lüthi. Mit Gujer, der einen konservativen Liberalismus pflegt und nach eigener Aussage angetreten ist, um "die Blattlinie zu schärfen" dürfte es weniger Gemeinsamkeiten geben. Im Interview mit der SZ hatte Gujer 2015 erklärt, Veit Dengler nehme keinen Einfluss auf die publizistische Linie.
Eine andere Erklärung für den Abgang könnte das Scheitern des österreichischen Ablegers NZZ.at sein, den Dengler stets mit Begeisterung vertreten hatte - der aber im April nach nur zwei Jahren eingestellt wurde. Auch hier steht Chefredakteur Gujer als früherer Deutschland-Korrespondent für eine andere Strategie: Er versucht, durch konsequente politische Haltung konservative Leser aus Deutschland anzuziehen. Seit einigen Wochen schreibt Gujer sogar einen Deutschland-Newsletter mit dem Titel "Der andere Blick".
Der Verwaltungsrat erklärte, man sei auf der Suche nach einem neuen CEO und wolle "die angestoßenen Innovationsprojekte" weiterentwickeln. Übergangsweise führt Finanzchef Jörg Schnyder die Geschäfte.