Es gibt auf den ersten Blick keinen vernünftigen Grund, an diesem Novemberdonnerstag Jürgen von der Lippe im Fernsehen zu feiern. Er wird erst nächstes Jahr 70 Jahre alt, die dritte Folge seiner formidablen Youtube-Show Lippes Leselust ist schon länger online, seine aktuelle Bühnentournee ist auch ohne TV-Präsenz gut besucht.
"Ich feiere Jürgen von Lippe, weil er einer der größten, wenn nicht der größte Komiker dieses Landes ist!" Das sagt Carolin Kebekus zu einer WDR-Sendung, die Kebekus feiert Jürgen von der Lippe heißt, und wenn man die 45-minütige Plünderung der Fernseharchive angeschaut hat, dann weiß man, in wie vielen Varianten Kebekus ihre berechtigte Verehrung für den geschätzten Kollegen auszudrücken weiß. Was man auch weiß, ist, wie die angekündigte ARD-Reihe ausfallen wird, in der immer ein jüngerer Promi einen älteren feiert, wie Kebekus jetzt von der Lippe. Es ist ja normal, dass man bei Sendern gerne verwertet, was im Keller liegt. Das ist preisgünstig, da kann der Rundfunkrat nicht meckern. Normalerweise wird das in eine Form gegossen, die einer Dokumentation ähnelt.
Der WDR hat aber eine andere preisgünstige Variante gefunden. Das, was der Praktikant oder wer immer im Archiv zusammengeklaubt hat, wird Kebekus vorgeführt, und der Zuschauer sieht, wie die Komikerin sich auf einer Couch sitzend mehrfach kaputtlacht und was sie dazu sagt.
Zu sehen sind auch sehr lustige Ausschnitte aus von der Lippes einstiger WDR-Show Was liest du?. Die ist ein Herzensprojekt von ihm, weil sie mit geringsten Mitteln zu veranstalten und in den besten Momenten hochintelligent und saulustig ist. Leider hat solch eine Show im WDR keinen Platz mehr. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um zu merken, dass da etwas nicht zusammenpasst. Einerseits hat man beim WDR kein Geld, keinen Platz, was auch immer für neue Taten des angeblich so geschätzten Künstlers, andererseits weidet man sein Werk aus. Das ist eine ganz billige Nummer, das hat Jürgen von der Lippe nicht verdient.
Feiert , Das Erste, donnerstags 23.30 Uhr.