Nachruf:Walter Freiwald gestorben

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Zum Tod des Moderators, der sich am Ende seiner Karriere auch in jungen Formaten einen Namen gemacht hat.

Von Hans Hoff

Am Anfang war Walter Freiwald lange nicht zu sehen. Da machte er sich einen Namen als Stimme aus dem Off. Erst beim Radio, dann ab 1989 bei Der Preis ist heiß, jener legendären RTL-Show, in der Kandidaten die Preise von Produkten erraten mussten. Harry Wijnvoord war der Moderator, und Walter Freiwald beschrieb aus den Kulissen heraus die Qualität der Waren, im Unterton stets einen Hauch von Ironie.

Seinen großen Moment hatte er, wenn er das Öffnen zweier Klappen ankündigte: "Meine Damen und Herren: das Rad." Dann fuhr aus einer Art Schrank eine Art Glücksrad heraus.

Der Hintergrundmann hat immer ein bisschen gelitten an seinem Kulissendasein. Als die Sendung 1997 abgesetzt wurde, fand Freiwald Beschäftigung bei Shoppingshows. Dabei bewahrte er sich seine schnoddrige Art, die klarmachte, dass der Meister der großen Sprüche eine innere Distanz zu seinem Gegenstand hielt. "Ich bin ein Vollblutverkäufer", hat er über sich gesagt und damit den Kern seines Talents beschrieben. Trotzdem drängte es den gebürtigen Friesen zu Höherem. 2010 brachte er sich in einem Brief an den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Spiel, sechs Jahre später unternahm er einen weiteren Versuch. In der Zwischenzeit erkrankte seine Frau an einem Hirntumor, Freiwald zog sich zurück, um sich um sie zu kümmern. Sein Comeback wurde schwierig.

Im Januar 2015 zog er dafür ins RTL- Dschungelcamp und wurde in der Show als Teilzeitcholeriker inszeniert. "Sie haben mich zum Bösen gemacht", sagte er später. Im Netz bekam er Morddrohungen.

Freiwald veröffentlichte eine Single und seine Memoiren, in denen er von seinem wenig liebevollen Elternhaus berichtete. Er arbeitete wieder als Shoppingsender-Verkäufer, machte Werbung für Autohäuser und mischte bei jungen Formaten mit: Bei Luke! Die Woche und ich sagte er das Sauna-Quiz "Der Schweiß ist heiß" an, bei der Funk-Show Worldwide Wohnzimmer trug er selbstironisch ein Käppi mit der Aufschrift "Make Walter Great Again". Vor zwei Wochen meldete er sich mit einer traurigen Nachricht: Er sei unheilbar krank. "Der Krebs ist ein Arschloch" schrieb er. Vier Tage später: "Vergesst mich nicht." Am Samstag ist Walter Freiwald im Alter von 65 Jahren gestorben.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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