Er war ein Lohnschreiber allererster Güte und damit so romanfähig, dass sogar Martin Walser Reklame für den als Marcel du Chèvre camouflierten Klatschreporter machte. "Nimm keine Rücksicht", war sein Motto, aber geschmeidiger als er, der Geisterschreiber für Udo Jürgens ( Unterm Smoking Gänsehaut) und Eliette von Karajan ( Mein Leben an seiner Seite), konnte niemand sein. Schamlos becherte er mit Schlagerzwergen, segelte mit der demi-monde, lobhudelte für jede Form von Adel, um hinterher doch nur schlecht über seine Geldgeber zu reden. Er wollte einfach nur schreiben, immer schon.
Nach einem abgebrochenen Jurastudium schrieb Helmut-Maria Glogger zunächst für die SZ und begann dann in Offenburg für die Fabrik Burda zu arbeiten. Angeblich war er damals sogar halbwegs links, machte den Pressesprecher für die Jungdemokraten, aber dann "kam Helmut Markwort, und ich habe seinen Ton nicht ertragen". Glogger wechselte nach Zürich und schrieb für Blick und Blick am Abend mehr als tausend Kolumnen, immer pünktlich, immer mit Leidenschaft. Da blocherte es manchmal gewaltig, da kochte er stellvertretend für die Volksseele, immer mit dem Selbstbewusstsein, dass er im Hause Ringier, das ihn über dreißig Jahre beschäftigte, weit unter Verstand, aber nie unter Wert sülzte, schmarrte, schwärmte, schmeichelte, tobte oder einem Feind schlicht in die Eier trat. Franz Josef Wagner, der in Bild nach Gott sucht, verachtete er, las richtige Bücher und die Zeitungen. Nicht der Zeitung gehe es schlecht, hat er gern gesagt, sondern die Journalisten seien feig, weil sie sich und der Zeitung nichts mehr zutrauten. Am Freitag ist der Klarinettist und Kolumnist Helmut-Maria Glogger mit 68 Jahren in Zürich gestorben.