Einen Wikipedia-Eintrag hat er nicht, und auch in der ansonsten verlässlichen Filmdatenbank imdb.com sind die Daten zu seinem Schaffen arg lückenhaft. Dabei hat Helmut Merker in der deutschen Fernsehgeschichte 30 Jahre lang markante Spuren hinterlassen: 1978 brachte er als WDR-Redakteur die Sendung Filmtip (mit einem p!) auf den Weg. Er etablierte eine Form der Filmkritik, wie es sie vorher und nachher nicht mehr gab. Merker bestand darauf, bei der Auswahl der Filme und der Ausschnitte freie Hand zu haben - was heutzutage, im Zeitalter der immer gleichen Clips, undenkbar ist. Jahrelang gaben sogar die großen Verleihe nach, weshalb Hollywood bei ihm eine ebenso große Rolle spielte wie unabhängig gedrehte, schützenswerte Werke. Helmut Merker mochte nicht einzelne Filme, sondern er liebte das Kino.
Anfangs verfasste er etliche Filmtips selbst, dann engagierte und förderte er zunehmend freie Autoren. Er schrieb ihnen nichts vor, sondern verlangte nur, dass man nah an den Bildern analysierte. Der Bielefelder konnte brüsk und streng sein, aber im Grunde war er generös und offen für Ideen. Dabei zog er es vor, im Hintergrund zu bleiben. 1995 konzipierte er Das Kino bittet zu Tisch. Die gewitzte Montage kulinarischer Filmmomente brachte Merker 1995 den ersten Grimme-Preis ein, ein zweiter folgte 1996 für die WDR-Reihe 100 Jahre Kino, die er als Redakteur betreute. Als er 2007 in Rente ging, verabschiedete sich der Sender in puncto Filmkritik im Grunde gleich mit.
Merker, der in Ostwestfalen groß wurde und als Fußballfan noch mehr unter der Bielefelder Arminia litt als unter der Entwicklung des Weltkinos, war ein profunder Kenner des Filmmusicals. In der Nacht zu Montag ist er fern der Bielefelder Alm gestorben, in seiner Wahlheimat Berlin. Er wurde 76 Jahre alt.