In den Sommergesprächen des ORF, die der Moderator Tarek Leitner mit den Chefs der österreichischen Parteien führt, geht es normalerweise um harte Politik, zumal in diesem Sommer, der im Oktober in eine Parlamentswahl mündet. Doch beim letz-ten Gespräch dieser Reihe, bei dem zu Wochenbeginn der SPÖ-Kanzler Christian Kern geladen war, stand plötzlich ein anderes Thema im Vordergrund: der Urlaub, und erholsam ist das für keinen der Beteiligten gewesen. Denn es geht um einen Urlaub, den Kern und Leitner gemeinsam mit ihren Familien auf Ibiza verbracht hatten.
Der ÖVP-Kandidat Efgani Dönmez hatte das Thema auf den Tisch gebracht und noch mit der offenbar falschen Anschuldigung gewürzt, dass auf den Finca-Urlaub von 2015 noch eine Marokko-Reise der beiden 2016 gefolgt wäre. Aus diesem Naheverhältnis, das man in Österreich "Verhaberung" nennt, folgerte er eine Befangenheit des Moderators. Es folgte eine Debatte über Nähe und nötige Distanz zwischen Politikern und Journalisten, bei der niemand in Abrede stellen konnte und wollte, dass es im nicht allzu großen Österreich durchaus eng werden kann zwischen den beiden Welten. Im konkreten Fall aber gingen ORF und SPÖ erst einmal in die Offensive. Beim öffentlich-rechtlichen Sender verwahrte man sich dagegen, die professionelle Integrität des Moderators infrage zu stellen und deutete rechtliche Schritte wegen Rufschädigung an. Die SPÖ verwies darauf, dass Kern zur damaligen Urlaubszeit noch gar nicht Kanzler war und sprach von einer "Sudelkampagne".
Das Sommergespräch ging dann ohne Kampf und Kuschelei ganz sachlich über die Bühne. Kurz darauf verschickte der ORF eine Moderatorenliste für die künftigen TV-Duelle. Zu sehen ist darauf, dass Leitner bis zur Wahl nicht mehr moderiert, wenn Kanzler Kern beteiligt ist. Zur Begründung wurde auf die Dienstpläne verwiesen. Als Moderator der abendlichen Zeit im Bild 1-Nachrichten ist Leitner nämlich an all den fraglichen Abenden einfach unabkömmlich.