Magazin "Credo" zum "Jahr des Glaubens":In Scham vereint

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Das Magazin Credo: Die Texte werden hier überwiegend von konservativ-katholischen Autoren produziert. (Foto: Credo Medien GmbH)

Der Journalist Peter Seewald hat sich als Biograf des emeritierten Papstes Benedikt XVI. einen Namen gemacht. Nun hat er mehrere Millionen Euro von Großspendern aufgetrieben, um das Hochglanzmagazin "Credo" zu produzieren. Das Heft zum "Jahr des Glaubens" ist gelungen, aber wohl genau deswegen sind die katholischen Bischöfe pikiert.

Von Matthias Drobinski

Es heißt, viele der hohen Herren seien nicht glücklich gewesen über ihren Mitbruder Gregor Maria Hanke, und sie hätten ihn das auch spüren lassen, am Montag, als sich die katholischen Bischöfe in Würzburg zur Sitzung des Ständigen Rates der Bischofskonferenz trafen.

Dabei hat Hanke, der Bischof von Eichstätt, doch nur als Mitherausgeber für ein Hochglanzmagazin mit dem frommen Namen Credo - "ich glaube" - fungiert, gemeinsam mit Peter Seewald, dem zum Katholizismus konvertierten Journalisten.

Seewald hat mehrere Millionen Euro von Großspendern aufgetrieben und ein professionell produziertes Heft auf die Beine gestellt, das vergangene Woche der Zeit, der Frankfurter Allgemeinen und der Süddeutschen Zeitung beilag und so eine Millionenauflage erreicht hat.

Auf den 140 anzeigenfreien Seiten schreiben überwiegend konservativ-katholische Autoren; es findet sich dort ein gutes Interview mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel oder eine schöne Reportage über Glaubenssucher in Berlin, aber auch ein angeblicher "Faktencheck" zum Leben Jesu, mit dem jeder Proseminar-Student durchgefallen wäre.

Kritik am defensiven Aufreten der katholischen Kirche

Das alles hätten die Bischofskollegen achselzuckend zur Kenntnis nehmen können, schließlich ist Credo nicht mehr als eine einmalige Aktion. Doch Peter Seewald versteht das Heft als bewusste Kritik am defensiven Auftreten der offiziellen katholischen Kirche: Schaut her, das bekommen wir in Privatinitiative hin - und ihr mit euren Millionenhaushalten bekommt den Hintern nicht hoch. Das trifft: Die Medienpolitik der katholischen Kirche in Deutschland ist tatsächlich schlecht.

Der erste Grund dafür hat wenig mit Medienpolitik zu tun. In den Zeiten der Finanzkrise beschloss die Bischofskonferenz, die Zuschüsse für den Verband der Diözesen (VDD), der die bundesweiten Aufgaben der katholischen Kirche finanziert, schrittweise um 20 Prozent zu kürzen. Nun aber sprudelt die Kirchensteuer wieder prächtig - die VDD-Kürzung aber bleibt. Und die trifft die bundesweite Medienarbeit.

Im März musste die Katholische Nachrichtenagentur (KNA), die jährlich zwischen drei und 3,5 Millionen Euro Zuschuss erhält, ein Konzept vorlegen, was sie wie dauerhaft einsparen kann.

Gegenüber dem ungleich besser ausgestatteten evangelischen Pressedienst (epd) gerät die KNA zunehmend ins Hintertreffen: In Norddeutschland zum Beispiel beackert ein KNA-Journalist ein Gebiet, für das beim epd 17 Kollegen zuständig sind; "wir krebsen am Rande der Professionalität", sagt ein erfahrener KNA-Kollege.

Den Kirchenzeitungen sterben die Leser weg

Auch um die Zukunft von Christ und Welt wird gerade verhandelt, dem Nachfolgeprodukt des Ende 2010 eingestellten Flaggschiffs Rheinischer Merkur, das der Zeit beiliegt. Das Redaktionsteam hat sich einen guten Ruf erarbeitet, mit originellen Themen, guten Geschichten und mutigen Kommentaren; die Auflage liegt derzeit bei 16.000 bis 18.000 Exemplaren. Doch die Bischöfe wollen, statt das Projekt zu stärken, einen 100.000-Euro-Zuschuss wie geplant auslaufen lassen.

Das Geld fließt woandershin: in den Ausbau der Pressestellen, der online-Präsenz der Bistümer, in die Kirchenzeitungen, denen die Leser wegsterben. Zum einen, weil unter den Bischöfen generell die Kleinstaaterei zugenommen hat - und dann, weil viele Bischöfe eine Publizistik, die sie nicht kontrollieren können, eher als Gefahr denn als Chance sehen.

Pläne für eine gemeinsame Kirchenzeitung oder für ein Mitgliedermagazin wandern seit Jahren in diverse Schubladen; dem Medienbischof Gebhard Fürst aus Rottenburg-Stuttgart gelingt es nicht, die Amtsbrüder zu einigen. Nur wenn einer kommt mit einem unabgesprochenen Hochglanzmagazin (von dem niemand weiß, wie viele das Heft wirklich gelesen haben), dann sind sie pikiert vereint.

© SZ vom 27.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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