Hörspiel:Schnurrende Gedanken

Einer Hörspiel-Version des vor 20 Jahren gefeierten Comics "Die Katze des Rabbiners" schafft es, auch das Gezeichnete zum Audio-Erlebnis zu machen .

Von Stefan Fischer

Natürlich ist es nicht in Ordnung, dass die Haustiere übereinander herfallen. Verständlich ist insofern der Zorn des Rabbiners auf den Kater, weil der den Papagei gefressen hat. Und doch hätte er besser nichts gesagt. Doch der Rabbiner schimpft das Tier: "Du bist eine jüdische Katze. Und bei Juden werden keine Mitbewohner gefressen."

Wenn das so sei, sagt die Katze - denn seit sie den sprachbegabten Vogel verspeist hat, kann auch sie reden -, möchte sie Thora-Unterricht, wie es sich für Juden gehöre. Auch fordert sie die Bar-Mizwa für sich ein. Macht überhaupt gnadenlos Gebrauch von ihrem neuen Talent. Nicht der Rabbiner und auch nicht der Oberrabbiner, der empfiehlt, das vorlaute Vieh zu ersäufen, kommen an gegen die Wucht ihrer Argumentationskraft.

Vor zwanzig Jahren hat Joann Sfar seinen gewitzten Comic Die Katze des Rabbiners veröffentlicht. Er wurde zum Besteller, es folgten weitere Bände und eine Verfilmung. Nun hat Sophie Gahrke ihn als Hörspiel adaptiert. Ein komplexes Unterfangen, weil es nicht nur darum geht, die Geschichte wiederzugeben, sondern den Charakter der Vorlage zu erhalten. Also nicht nur das Gesagte, sondern auch das Gezeichnete zu erzählen.

Das gelingt Gahrke ziemlich gut. Die Geschichte spielt 1920 in Algier. Die Atmosphäre in der Stadt, die von den Franzosen beherrscht und überwiegend von Muslimen bewohnt wird, sowie das randständige jüdische Milieu bekommen eine klar komponierte akustische Gestalt. Ein komplizierter Ort, in dem sich das komplizierte Leben des Rabbiners spiegelt.

Die Katze des Rabbiners , WDR 3, Mittwoch und Donnerstag, jeweils 19.04 Uhr.

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