Hörspiel:Hits und Witz

Musikkabarettist Thomas Pigor rast durch Jacques Offenbachs "Orpheus" - "im Höllengalopp", wie es im Titel heißt.

Von Stefan Fischer

Vier Stunden hat die Uraufführung von Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt 1858 gedauert - und war ein mäßiger Erfolg. Erst, nachdem der Komponist kürzte, wurde das Stück jener Kracher, der es bis heute ist. Und wenn man diese Hymne an die Lust nun noch weiter verdichtet, auf ein 53-minütiges Hörspiel? Wird sie dann noch komischer, noch grotesker, noch mitreißender? Der Musikkabarettist Thomas Pigor bewältigt Orpheus im Höllengalopp und reiht sich damit ein in eine lustvolle Tradition: Längere Werke auf ihren Kern zu reduzieren, daraus Pointen zu schlagen und sie somit satirisch in sich selbst zu spiegeln. Der Ring an 1 Abend von Loriot etwa ist eines der schönsten Beispiele.

Orpheus liebt die Frauen, aber nicht unbedingt die eigene. Eurydike weiß sich zu trösten, gerät aber an den falschen Kerl und somit in die falschen Kreise: in die der intriganten und hurenden wie saufenden griechischen Götter. Mit lakonischer Flapsigkeit dichtet Pigor die Sage neu, weicht keinem Kalauer aus, packt aber auch eine ganze Reihe subtiler Anspielungen in sein Hörspiel. Und spielt die lustigste Figur selbst, in fränkischem Dialekt: die öffentliche Meinung. Das hat Tempo und Witz, und Offenbachs Hits tun das Übrige.

Orpheus im Höllengalopp , WDR 3, Samstag, 19.04 Uhr und WDR 5, Sonntag, 17.04 Uhr.

© SZ vom 15.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: