Hörspiel:Ausschweifung

"Unendlicher Spaß" von David Foster Wallace ist eine kluge Medien- und Gesellschaftssatire, allerdings auch ein sehr, sehr dickes Buch. Eine Einzelepisode aus dem Roman erscheint nun als Hörspiel.

Von Stefan Fischer

Es ist die finale Explosion in diesem Wahnsinn von einem Roman: Gegen Ende von David Foster Wallaces Unendlicher Spaß kriegt man es mit dem genialischen Filmemacher James O. Incandenza zu tun, für den Wallace sich ein abenteuerliches Lebenswerk ausgedacht hat. Es mündet in den Film Unendlicher Spaß. Wer ihn sieht, wird in den Geisteszustand eines Kleinkinds versetzt. In dieser Ausschweifung kulminiert der Roman, diese kluge Medien-Gesellschafts-Satire über den Hedonismus und Materialismus des Westens. Andreas Ammer, Andreas Gerth und Acid Pauli haben diese Episode nun als Hörspiel inszeniert. Anmerkung 24 oder Die Filmographie des James O. Incandenza ist ein Nebenprodukt ihres Online-Projekts Unendliches Spiel, einer Komplett-Adaption des Romans mit Laiensprechern. Auch Anmerkung 24 basiert auf akustischem Crowdfunding: Der Wallace-Übersetzer Ulrich Blumenbach und andere simulieren einen Diskurs über das für etliche Verirrungen der Avantgarde stehende Œuvre Incandenzas, wobei Ammer, Gerth und Pauli jeden der Filme mit eigenem Soundtrack versehen. Das Hörspiel bildet also kongenial ab, worum es Wallace (auch) gegangen ist: dem oft irrwitzigen kulturellen Gesumme Ausdruck zu verleihen.

Anmerkung 24 oder Die Filmographie des James O. Incandenza , WDR 3, 19.04 Uhr.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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