Hörfunk:Verrätselt

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Komisch, aber kein Nonsens: Eine Dada-Oper fürs Radio von Christian Wittmann und Georg Zeitblom macht bewusst, dass Nachrichten Dinge als Politik darstellen, aber eigentlich nur noch die Simulation von Politik liefern.

Von Stefan Fischer

"Dadapapa, Dadamama, Dadaricks . . . Dadabella, Dadaletta, Dadawum . . . Dadabo, Dadakus, Dadalala." Möchte man in der Dada-Radio-Oper Gadji Beri # 2016 von Christian Wittmann und Georg Zeitblom tatsächlich von Arien sprechen: Die finale Dadapapa-Nummer, ein Dub-Electronic-Stück, wäre dann die zentrale Arie. Amorph in Gestalt und Wesen sind die Barbapapa-Figuren, die für das Hörstück adaptiert wurden, kindlich, verspielt und weitgehend sinnfrei in ihrem Tun. Reinster Dada also. Wie die Musik, in der sich Form und Struktur auflösen.

Vor hundert Jahren nahm Dada seinen Anfang, im Zürcher Cabaret Voltaire. Gadji Beri # 2016 blickt aus dieser radikalen Perspektive auf unsere heutige Lebensrealität. Angeblich alternativlose Produktionsweisen, konsumistische Freiheitszwänge, eine omnipräsente Kriegsrhetorik: Aus dieser Geräuschkulisse hat das Duo Wittmann und Zeitblom seine Dada-Oper fürs Radio komponiert.

Sie hat einen guten, rhythmischen Sound und ist oft ziemlich komisch. Und die Halbsätze einer Nachrichtensendung so gegeneinander zu verschieben, dass niemand mehr den Sinn des Gesagten enträtseln kann, ist eben kein Nonsens. Sondern ein Bewusstmachen, dass man gewöhnliche Nachrichten auch längst nicht mehr versteht. Weil was darin als Politik dargestellt wird, eigentlich nur noch die Simulation von Politik ist.

Dada ist vor allem eine Rebellion gegen den Sinn. Gadji Beri # 2016 führt lustvoll den schlüssigen Beweis, dass unsere Gegenwart demnach Dada ist. Weil dem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen System der (menschenzugewandte) Sinn abhanden gekommen ist. Dass Wittmann und Zeitblom in öffentlich-rechtlichem Auftrag anarchisch agieren, macht Gadji Beri # 2016 dabei zwangsläufig zu Ober- oder Salondada, wie sie selbst sagen. Aber es ist gewiss nicht die schlechteste Idee, methodischen Irrsinn mit einem Paradox zu attackieren.

Gadji Beri # 2016 , WDR 3, 19.05 Uhr; SWR 2, 22.03 Uhr und DLF, Samstag, 20.05 Uhr.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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