Reporterlegende:Nach Schmäh über Israel - Helen Thomas geht mit 89

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Sie war unerbittlich und setzte Präsiden Bush zu. Nun muss die amerikanische Reporterlegende Helen Thomas mit 89 in Rente. Grund: Sie hat Israel geschmäht.

Christina Maria Berr

Es passiert nicht oft, dass jemand erst mit 89 Jahren in Rente geht - und damit auch noch für Wirbel sorgt. Helen Thomas löste großen Wirbel aus. Wegen umstrittener Äußerungen zu Israel hat die US-Reporterlegende nun ihren Hut gezogen. Ab sofort befindet sich die Journalistin, die bei Presserunden im Weißen Haus stets in der ersten Reihe saß, in Ruhestand. Das teilte ihr bisheriger Arbeitgeber Hearst News Services mit.

Helen Thomas hatte im Rahmen einer "Jewish Heritage"-Veranstaltung im Weißen Haus in einem spontanen Video-Interview am 27. Mai mit dem Internetportal RabbiLive.com gesagt, es sei Zeit für die Israelis, sich "zum Teufel nochmal" aus Palästina zurückzuziehen. Das Land gehöre den Palästinensern und nicht den Deutschen oder den Polen. Auf die Frage von Rabbi David F. Nesenhoff, was die Juden tun sollten, empfahl Thomas, sie sollten nach Hause gehen - nach Deutschland, Polen, Amerika oder wo auch immer hin. Nach Angaben des Interviewers soll das Video, so steht es auf Nesenhoffs Homepage, eine Million Mal innerhalb eines Tages aufgerufen worden sein.

Neben jüdischen Organisationen hatte das Weiße Haus diese Äußerungen als "beleidigend" bezeichnet. Auch Journalistenkollegen echauffierten sich über diese Bemerkung. Daraufhin entschuldigte sich die Starjournalistin am vergangenen Freitag, ihre Aussage in dem Video-Interview spiegle nicht ihre "von Herzen kommende Überzeugung, dass es nur dann Frieden im Nahen Osten geben wird, wenn alle Seiten die Notwendigkeit gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Toleranz anerkennen."

"Man lernt ständig dazu"

Thomas kommentierte von 1961 an, dem Geburtsjahr des jetzigen US-Präsidenten Barack Obama, für United Press International das Geschehen im Weißen Haus; vor zehn Jahren wurde sie Kolumnistin für Hearst Newspapers. Sie war das dienstälteste Mitglied des White House Press Corps und hat bereits über den Präsidenten John F. Kennedy berichtet. Mit zunehmendem Alter wurde ihr Stil immer aggressiver. Helen Thomas machte aus ihren eigenen politischen Standpunkten keinen Hehl. Besonders bekannt wurde sie mit ihren direkten, konfrontativen Fragen an den Präsidenten George W. Bush wegen des Irak-Krieges. Dieser wiederum reagierte auf Thomas bisweilen ungehalten.

"Man lernt ständig dazu", sagte Helen in dem jetzigen Interview mit RabbiLive. com. Später erklärte sie den fragenden jungen Reportern noch: "Go for journalism, you'll never regret it." Doch genau mit dem Interview, in dem sie formulierte, man werde den Journalistenberuf nie bereuen, beendete sie ihre eigene journalistische Karriere.

Auf der Internetseite rabbilive.com , einem bislang eher unbekannten Portal des Rabbis David F. Nesenhoff, ist das Video ganz oben platziert. Daneben findet sich ein offener Brief des Portal-Gründers an Barack Obama: "Dear Mr. President", schreibt Nesenoff, "ich würde Sie sehr gerne einladen, mich auf einer Reise nach Israel zu begleiten."

Darunter finden sich Updates zum Fall Thomas. Während die legendäre Journalistin abtritt, wird Nesenhoff mit ihrem Interview berühmt.

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