Geisterspiele:Wo laufen sie?

Lesezeit: 1 Min.

Die Debatte um frei empfangbare Fußball-Fernsehübertragung in Zeiten von Corona geht weiter: Die ARD kann sich vorstellen, die Geister-Bundesliga zu zeigen, falls die Rechteinhaber das auch möchten.

Die ARD kann sich angesichts der Corona-Krise die Live-Übertragung von Spielen der Fußball-Bundesliga unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen. Das sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur. "Zunächst einmal müssen wir abwarten, ob und wann überhaupt gespielt wird. Und natürlich respektieren wir die Rechtesituation und die schwierige Situation, in der sich Sky und DAZN derzeit befinden", sagte Balkausky. "Wenn es aber gesellschaftlich Sinn ergibt und gewünscht ist, verschließen wir uns dem Thema nicht, sollten sich Sky, DAZN und die DFL damit irgendwann befassen. Dann, und nur dann, würden wir für Gespräche bereit stehen", sagte er.

Zuvor hatte sich der frühere Bundesliga-Manager Willi Lemke für die Live-Übertragung von Fußball-Geisterspielen im frei empfangbaren Fernsehen stark gemacht. Augsburg-Trainer Heiko Herrlich hatte indessen im SZ-Interview auch gefordert, dass die Spiele für alle bezahlbar sein müssten, nicht nur für Privilegierte, und ein Sonder-Abo ins Gespräch gebracht. Der 73-jährige Lemke sagte der Bild-Zeitung, die frei empfangbare Live-Übertragung "Das hätte den unglaublich wichtigen Effekt, dass der Run auf die Wohnzimmer mit Sky-Ausstattung unterbleiben würde. Und die Leute würden vielleicht nicht zu den Stadien gehen und sich dort infizieren". Er erwarte nicht, dass Sky und DAZN die geplanten Geisterspiele im Falle einer Fortsetzung der Bundesliga komplett kostenlos übertragen oder die Rechte an Wettbewerber wie ARD und ZDF verschenken: "Dafür müssten die anderen Sender angemessen bezahlen."

Ähnlich äußerte sich auch Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Kicker: "Ich finde diese Idee von Willi Lemke sehr gut, weil damit die Versorgung noch flächendeckender erfolgen könnte - bei Sky ist eine unverschlüsselte Ausstrahlung allerdings auch möglich - und sich Fußballfans nicht in einem Wohnzimmer zusammenscharen müssten. Die Ansteckungsgefahr mit dem Virus würde damit gemindert", befand Hoeneß. "Doch die Öffentlich-Rechtlichen müssten dann dafür entsprechend bezahlen. Denn es kann nicht sein, dass Sky viel Geld für die Rechte ausgibt und ARD und ZDF zu Trittbrettfahrern werden."

© SZ vom 27.04.2020 / dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: