Fernsehen:Mein Leben

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"Don't Hassle the Hoff": Der Schauspieler übt sich in Selbstironie. (Foto: Daniel Naupold/dpa)

In der sehr lustigen Serie "Hoff the Record" spielt David Hasselhoff sich selbst beim schwierigen Versuch, seine Karriere wieder in Fahrt zu bringen.

Von Jürgen Schmieder

David Hasselhoff ist zurück. Nein, das stimmt natürlich nicht: Der Mann, der mit "I've been looking for freedom" die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht, mit Knight Rider die Autoindustrie zum Bau von selbstfahrenden und per Smartphone herbeizurufenden Autos inspiriert und in Baywatch das noch heute beliebte Joggen in Zeitlupe erfunden hat, war niemals weg. Das sah nur so aus, weil er in den vergangenen Jahren eher als Karikatur seiner selbst unterwegs war. Er präsentierte im Musikvideo "Jump In My Car" seine Medusa-Brusthaare und Verführungskünste aus den Achtzigern. Er ließ sich dabei filmen, wie er betrunken auf dem Boden des Badezimmers liegend einen Burger aß. Er wollte seinen Namen in "David Hoff" ändern lassen.

Das Fantastische an David Hasselhoff ist, dass die Karikatur unterhaltsamer ist als das Original - und dass David Hasselhoff das kapiert. Er nimmt sich selbst überhaupt nicht ernst und treibt das in einem komödiantischen Kleinod auf die Spitze. Hoff the Record heißt diese wunderbare Serie, deren sechs Folgen bereits im vergangenen Jahr im britischen Fernsehen zu sehen waren und die nun in den Vereinigten Staaten ausgestrahlt wird.

Es ist eine Mockumentary-Serie, deren Idee an die ZDF-Persiflage Lerchenberg erinnert: Hasselhoff spielt darin eine fiktionale Version seiner selbst. Er ist insolvent und verzweifelt - oder wie sein Agent sagt: "Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ihn niemand in den USA beschäftigen will. Ich würde sagen, dass ihn niemand in der Entertainment-Branche beschäftigen will." Oder: "Er ist ein Schauspieler wie Marlon Brando. Er ist nur nicht so gut wie Marlon Brando."

Der fiktive Hasselhoff bekommt eine Chance in England, wo ein Film über sein Leben gedreht werden soll - und was wäre besser für ein grandioses Comeback, wenn Hasselhoff sich darin selbst spielen würde? Doch er wird nach Strich und Faden verarscht, es werden die peinlichsten Szenen aus seinem Leben noch peinlicher nachgestellt, am Ende der ersten Folge wird er gefeuert ("Nur weil er David Hasselhoff ist, heißt das noch lange nicht, dass er David Hasselhoff spielen kann").

Hasselhoff spielt die Karikatur seiner Karikatur herrlich selbstironisch. Er stolziert im "Don't Hassel the Hoff"-Shirt durch ein Fitnessstudio, er erläutert jedem Menschen seinen Beitrag zur Wiedervereinigung, er fragt am Morgen: "Welches Jahr haben wir eigentlich?" Hasselhoff gibt den Poeten und Philosophen, er spricht über Knight Rider und Sicherheit im Straßenverkehr, er sagt solch wahnwitzige Sätze wie: "Ich habe in Baywatch mehr Leute gerettet als Schindler während des Zweiten Weltkriegs." Und natürlich darf er irgendwann "Looking for Freedom" schmettern.

Im wahren Leben gelingt Hasselhoff gerade ein Comeback, nicht nur wegen Hoff the Record. Er spielt in der schrecklichen und deshalb erfolgreichen Sharknado-Filmreihe und dreht mit Zac Efron den Kinofilm Baywatch. "In meinem Leben ist gerade alles in Ordnung", sagt er. Man kann ihm das glauben. Ein Mensch, der sich derart selbst verkohlen kann, muss glücklich sein.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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