Fernsehen:Kaltgehopft

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Der Bayerische Rundfunk zeigt jetzt montags Dokus zur besten Sendezeit. In der ersten geht es um Bier.

Von Franz Kotteder

Wenn der Bayer rebellisch wird, dann kann das eine zwiespältige Sache sein. Oskar Maria Graf fasste das in die Worte eines Münchner Arbeiters, der am Vorabend der Novemberrevolution 1918, entnervt von endlosen Debatten, schließlich ausrief: "Nacha mach ma halt a Revolution, damit a Ruah is!" Nicht weniger revolutionär ist jetzt das Bayerische Fernsehen, wenn es im Zuge seiner Programmreform den Sendeplatz am Montagabend um 20.15 Uhr für Dokumentarfilme zu bayerischen Themen freiräumt. Zum Start geht es, angemessen revolutionär, um Die Bier-Rebellen.

Der 45-Minüter handelt natürlich von "Craft Beer" und jener Bewegung zurück zum handwerklichen Brauen, die vor gut 30 Jahren in den USA entstanden ist und nun auch hierzulande wächst, weil das Industriebier halt ewig gleich schmeckt. Kathrin Meyer, Brauertochter aus dem Allgäu und selbst Biersommelière, hat zusammen mit Alexander Saran kleine Brauereien in ganz Bayern besucht, die im weitesten Sinne Craft Beer herstellen. Viele orientieren sich dabei am "Indian Pale Ale", abgekürzt IPA, das viel mehr Hopfen und Alkohol enthält als ein normales Helles.

Rebellion hat manchmal nur mit gesundem Eigensinn zu tun. Etwa in der Klosterbrauerei Baumburg, mit 5000 Hektoliter Jahresausstoß eine kleine, aber selbstbewusste Privatbrauerei, die mit Wasserkraft und ausschließlich regionalen Grundstoffen arbeitet, weil ihr Chef Dominik Tapper sagt: "Würde man Wein von einem Winzer trinken, der keinen Weinberg hat und seine Trauben in China kauft, weil sie dort am billigsten sind?" Mit dem bayerischen Reinheitsgebot können die meisten Rebellen erstaunlich viel anfangen, anders als sonst in der Welt, wo man munter alles ins Bier mischt, was einen neuen Geschmack verspricht. Hier aber, sei es in Landshut bei den jungen Burschen von Zombräu oder beim "Hopfenguru" Eric Toft aus Schönram, sagt man: Es gibt genug Variationsmöglichkeiten mit Wasser, Hopfen und Malz. Markus Lohner von Camba Bavaria in Truchtlaching am Chiemsee etwa lässt sein Bier in Whiskyfässern reifen, die Schwestern Monika und Gisela Meinel aus Hof stellen in ihrer Familienbrauerei kaltgehopftes Pils her.

Ganz am Schluss lernt man dann noch einen echten Revoluzzer kennen: Andreas Seufert von Pax-Bräu aus Oberelsbach. Schade, dass man über ihn nicht mehr erfährt. Er ist als Globetrotter durch die halbe Welt gereist, bevor er wieder zurückkam in die unterfränkische Provinz und seither dort jeden Monat ein anderes Bier braut und auch mal etwas, das sich so nicht nennen darf, weil zum Beispiel Rohweizen, Szechuanpfeffer oder Koriander drin sind. Er ist aber zuversichtlich: "Wir sind grad erst am Anfang einer Zeitenwende." So sprechen wahre Revolutionäre, auch in Bayern.

Die Bier-Rebellen , BR, 20.15 Uhr.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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