Fernsehautor und "Ekel Alfred"-Erfinder:Wolfgang Menge ist tot

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Von wegweisenden Krimis bis hin zur provokanten Satire: Wolfgang Menge war für seinen Einfallsreichtum und sein Themenspektrum berühmt. Über Jahrzehnte prägte er das deutsche Fernsehen mit, in Erinnerung bleibt vor allem seine Serie "Ein Herz und eine Seele". Nun ist der Drehbuchautor im Alter von 88 Jahren gestorben.

Autor Wolfgang Menge, aufgenommen in seinem Haus in Berlin im April 2004. (Foto: dapd)

Wolfgang Menge, der als Autor von Serien wie "Ein Herz und eine Seele" mit "Ekel Alfred" deutsche Fernsehgeschichte geschrieben hat, ist tot. Menge starb am Mittwochvormittag im Alter von 88 Jahren in einem Berliner Krankenhaus, wie ein Sprecher der Familie am Donnerstag mitteilte. Er sei friedlich im Beisein seiner Ehefrau und seiner drei Söhne eingeschlafen. Die Beisetzung Menges solle im engsten Familienkreis stattfinden.

Menge wurde 1924 in Berlin als Sohn eines Studienrats geboren, wuchs in Hamburg auf und arbeitete zunächst als Journalist im In- und Ausland. Ab den 1960er Jahren fing er an, Drehbücher zu schreiben. Unter anderem schrieb er für die Krimireihen "Stahlnetz" und "Tatort".

Als visionär gilt sein Fernsehspiel "Das Millionenspiel" von 1970, einer beklemmend realistischen Parodie auf menschenverachtende Sensationsgier. Er beschrieb darin die mediale Quotenjagd und nahm weit vor dessen eigentlicher Erfindung das Reality-Fernsehen vorweg.

Flugzeugentführungen, die Atombombe und eine Familie in Wattenscheid

Sein Dokumentarspiel "Smog" stellte bereits 1973 die Folgen einer Umweltkatastrophe dar. Menge zeichnete sich als Autor durch ein ungewöhnlich breites thematisches Spektrum aus. Er schrieb Geschichten über den Alltag im Preußen des 18. Jahrhunderts ebenso über eine Flugzeugentführung, den Versuch, eine deutsche Atombombe zu bauen, den Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin oder auch von der "tödlichen Liebe" des Politikerpaares Petra Kelly und Gert Bastian. Eine Reihe von "Tatort"-Krimis stammen aus seiner Feder, und er schuf die Figur des Zollfahnders Kressin nach dem Muster von James Bond.

Menges größter Erfolg wurde aber die satirische Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele". Die Serie wurde in den 1970er Jahren zum absoluten Renner und zeigte das Leben der in Wattenscheid lebenden Familie Tetzlaff rund um Heinz Schubert als "Ekel Alfred", den reaktionären Spießer.

Für heftige Kontroversen sorgte 1993 seine Satire-Serie "Motzki" über einen Berliner Frührentner. Als Moderator der von ihm mitbegründeten Bremer Talkshow "III nach 9" gelang es ihm, Unterhaltung und Journalismus zu verbinden. 2002 erhielt Menge den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk.

Wie der Sprecher der Familie sagte, lebte Menge bis zuletzt in seinem Haus in Berlin. Erst kurz vor seinem Tod habe sich sein körperlicher Zustand so verschlechtert, dass er ins Krankenhaus musste.

© Süddeutsche.de/dapd/AFP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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