Dokumentation:Umbruch im Presseland

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Noch werden jede Nacht Zeitungen gedruckt. Doch die Branche steckt tief in der Krise. (Foto: Adnane Korchyou/ZDF)

Ein ZDF-Film beschreibt die Krise und die Zukunft der Zeitung in Deutschland und den USA.

Von Peter Burghardt

Was wäre, wenn es keine unabhängigen Journalisten mehr gäbe? Wenn niemand recherchiert, niemand berichtet? Solche Fragen stellt die Sendung ZDF Zoom: Zeitungen in Not. Sie kennt auch eine Antwort, denn es gibt Gegenden, aus denen die Tageszeitungen im Zuge der Branchenkrise bereits verschwunden sind. In diesen Einöden erfährt teilweise außer Eingeweihten kein Mensch, was gute oder böse Leute dort so treiben. Ganz besonders wächst die Zeitungswüste in den USA, was den Zeitungshasser Donald Trump befördert.

Amerika ist die Referenz in dieser erhellenden Dokumentation. Obwohl es im Prinzip um Deutschland geht. Um das Presseland Deutschland mit seinen 300 Blättern. Auch hier hat der kostenlose Teil des Internets Leser und Werbemillionen in sich aufgesogen, vor allem kleinere Verlage kämpfen in der von Google und Facebook dominierten Welt ums Überleben. Die Autoren Nina Freydag und Wulf Schmiese (früher FAZ) wissen das, sie waren selbst Zeitungsjournalisten.

Regionalzeitungen wie die Lausitzer Rundschau wehren sich nach Kräften und schreiben weiterhin über Orte, um die sich sonst keiner kümmern würde. Ihre Reporter versuchen es auch mit Handyvideos und Instagram, um die Menschen mit Smartphones und Laptops zu erreichen. Trotz schlechter Zahlen gibt es Hoffnung, auch das macht die Betrachtung interessant. Die Hoffnung kommt ebenfalls aus den USA, dem Land des Zeitungssterbens, wo Titel wie die New York Times und die Washington Post mit neuen Geschäftsmodellen und eben wegen Trump wieder zulegen, digital und gedruckt. Weil es zumindest in den Metropolen doch noch eine Menge Köpfe gibt, die Journalistenprofis gerade in diesen Zeiten mehr vertrauen als Fake News aus den Tiefen des Netzes.

Sogar über dem Polarkreis entdeckten Freydag und Schmiese eine Zeitung, die mit Bezahlschranke im Internet triumphiert. Nordlys aus Tromsø in Norwegen sichert sich seine Abonnenten und seine Finanzierung unter anderem mit Livestreams vom Jugendfußball. Und der Berliner Tagesspiegel legt zu, seit ein Werber eingestiegen ist und die Redaktion in Lokalausgaben die Stadtteile abgrast. Was also ist uns Journalismus noch wert? Das ist die Frage, guter Journalismus kostet nach wie vor Geld. Und ist wertvoll wie gehabt. Das Motto der Washington Post: "Democracy Dies in Darkness." In der Dunkelheit stirbt die Demokratie.

ZDF Zoom: Zeitungen in Not. In der ZDF-Mediathek

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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