Doku-Serie:Hillarinale

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Hillary Clinton auf der Berlinale. Bei der Pressekonferenz wurden viele Fragen zur Politik, wenige zur Serie gestellt. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Bei der Berliner Premiere von "Hillary" stellen die Journalisten Hillary Clinton bei der vollen Pressekonferenz viele Fragen zur vergangenen und aktuellen Politik - aber nur recht wenige, die sich mit dem eigentlichen Anlass ihres Besuchs beschäftigen.

Von Kathleen Hildebrand

Wenn Kulturveranstaltungen Weltpolitiker einladen, wird das meist zu einer zweischneidigen Sache. Natürlich bekommt die Berlinale etwas vom Hochrelevanz-Spotlight ab, wenn sie Hillary Clinton auf den roten Teppich und in eine Pressekonferenz einlädt, weil es eine vierteilige dokumentarische Serie über sie geben wird. Im Fall der Hulu-Produktion Hillary von Nanette Burstein führt dieser Polit-Scheinwerfer allerdings dazu, dass kaum über den Film, dafür umso mehr über Politik gesprochen wird.

Hillary Clinton musste also am Dienstag in Berlin nicht nur erzählen, ob sie während der sieben Tage währenden Gespräche mit Regisseurin Burstein auch mal eine Frage nicht beantwortet habe ("Nein. Es lag alles offen auf dem Tisch."), sondern auch, wen sie am liebsten als Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten sähe, und was sie davon hielte, wenn es mit Bernie Sanders ein Sozialist würde: Sie werde jeden unterstützen, sagte sie, egal, wer es wird. Das Wichtigste sei, dass Donald Trump abgelöst werde, der mit seiner Politik autoritäre Machthaber in der ganzen Welt ermutige.

Clinton beantwortete die meisten Fragen routiniert und, politikerlike, so vage wie möglich: Sie sollte das Gerichtsurteil über Harvey Weinstein kommentieren ("Das Urteil der Geschworenen spricht für sich selbst. Es war Zeit, Rechenschaft abzulegen.") und sich dazu äußern, dass der Hollywood-Produzent ja auch ihrer Wahlkampagne für die Präsidentschaft 2016 mehrere Millionen Dollar gespendet hat ("Er hat jede demokratische Wahlkampfkampagne unterstützt. Auch die von Obama, Al Gore und John Kerry.") Nun ist es überall auf der Welt schwer, einer so versierten Top-Politikerin eine inhaltlich irgendwie bemerkenswerte Aussage abzuringen.

Am Ende brachte eine Frage nach ihren Filmerfahrungen die am wenigsten vage Antwort

Dass ein Themawechsel zu Film und Serien durchaus Chancen geboten hätte, bewies dann ein Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau, der Hillary Clinton nach den prägendsten Filmerfahrungen ihres Lebens fragte, ihr Mann sei ja immerhin ein großer Kinofan: Da blieb Clinton nur noch halb vage: High Noon und Casablanca, sagte sie, habe sie bestimmt "vier- oder vierzigmal gesehen".

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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