Deutscher Fernsehklassiker:Was geschah in La Rochelle?

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(Foto: imago)

Der Bezahlsender Sky und die Produktionsfirma Bavaria erzählen "Das Boot" als Serie weiter. Der Plan ist schlau, wenn auch nicht besonders mutig.

Von Karoline Meta Beisel

Wenn es darum geht, anspruchsvolle Fernsehserien mit internationalem Erfolg hervorzubringen, war Deutschland in den vergangenen Jahren meist auf Tauchstation. Nur Deutschland 83 brachte es in der jüngeren Vergangenheit wenigstens auf ein bisschen von dem begehrten "Buzz". Auch wenn die Geschichte hierzulande kaum jemand sehen wollte: Es ist schwer, aus der Schwemme an neuen Serien - allein in den USA sind 2015 mehr als 400 neue angelaufen - herauszuragen.

Darum ist es ein kleiner Coup, was die Chefs der Bavaria Film und des Pay-TV-Senders Sky am Mittwochabend zu verkünden hatten: Die Geschichte des Kino-Welterfolgs Das Boot aus dem Jahr 1981 soll als Fernsehserie weitererzählt werden. " Das Boot ist ein Meisterwerk", sagte Bavaria-Chef Christian Franckenstein in passender Kulisse: im Original-Boot aus dem Film, das man auf dem Gelände der Filmstudios bei München besichtigen kann. "Jetzt wollen wir die Geschichte weitererzählen."

Der Plan ist schlau, wenn auch nicht besonders mutig: Es ist Mode, Kinoerfolge zu Serien zu verarbeiten, weil man mit Bekanntem leichter werben kann. Außerdem kommen deutsche Geschichten mit Nazis oder aus der Zeit des Kalten Krieges auch beim internationalen Publikum gut an.

Geplant sind acht etwa einstündige Folgen, die 2018 bei Sky zu sehen sein sollen. Genau wie der Film soll die Serie auf den Büchern von Lothar-Günther Buchheim basieren. Als Vorlage dient vor allem der Roman " Die Festung", der 1995 erschien und eine Fortsetzung zu dem Buch "Das Boot" ist, auf dem 1981 der Kinofilm basierte.

Die Serie soll beginnen, wo der Film endete: 1942 ist die Besatzung der U96 gerade in den Hafen von La Rochelle zurückgekehrt, als ein schwerer Luftangriff beginnt. Drei Handlungsstränge sollen nicht nur die deutsche U-Boot-Besatzung begleiten, sondern auch den französischen Widerstand und die alliierten Truppen zu Land und zu See. Die Drehbücher werden gerade erst entwickelt.

Der Produzent von damals, Günter Rohrbach, sei von der Idee einer Fortsetzung angetan gewesen: "Er hat uns ermuntert: Die Geschichte sei filmisch längst nicht auserzählt", sagt Franckenstein. Auch Wolfgang Petersen, der damals Regie führte, wisse Bescheid. Ein Regisseur für die neue Serie stehe aber noch nicht fest. Auch die Besetzung und die Drehorte sind noch offen - möglich, dass wie damals auch die Bavaria-Filmstudios zum Zuge kommen.

Mit einem Budget von etwa 25 Millionen Euro sollen "alle film- und erzähltechnischen Möglichkeiten von heute voll ausgeschöpft werden", sagt Franckenstein. Kann man sich also auf ein filmisches Spektakel mit vielen Effekten einstellen? "Whatever they will pay", so viel, wie sie bezahlen können, sagt der Brite Tony Saint, der gemeinsam mit Johannes Betz ( Der Tunnel, Die Spiegel-Affäre) einem Writers' Room aus vier Autoren vorstehen soll.

1987 lief Das Boot schon einmal als Serie. Die sechs für das Fernsehen umgeschnittenen Folgen erzählten eine fortlaufende, große Geschichte. Das sogenannte horizontale Erzählen war damals eine Revolution. Heute ist es Standard, und ein großer Name garantiert noch keinen Erfolg. Sky und Bavaria Film lassen das Drehbuch jedenfalls schon mal so schreiben, dass man bei Erfolg eine zweite Staffel anschließen kann.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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