Es ist Mittwoch der 28. Oktober gegen drei Uhr, als am Platz der drei Kreuze in Warschau dieses Foto entsteht. Die Straßen waren eigentlich total voll, so beschreibt es Karina Seweryn. Als sich einmal ein bisschen Platz auftut um die LGBTQ-Fahne schwenken zu können, bittet Karina eine andere Demonstrantin, ein Foto von ihr zu machen.
Sechs Bilder hat sie danach auf dem Handy, zwei verwackelt, vier ganz gut, eines postet Seweryn auf Instagram. #strajkkobiet schreibt sie dazu. Frauenstreik.
Das Foto wird von der amerikanischen Schauspielerin Milla Jovovich geteilt und verbreitet sich weltweit. Inzwischen steht es symbolisch für die Entschlossenheit der Polinnen, die seit dem 22. Oktober unablässig demonstrieren. An jenem Tag hatte das Verfassungstribunal in Polen einen Aspekt des ohnehin sehr restriktiven Abtreibungsrechts für nicht verfassungskonform erklärt. Mit der Folge, dass Abtreibungen selbst dann verboten sind, wenn der Fötus schwer und unheilbar geschädigt ist.
Die gebürtige Krakauerin Karina Seweryn, 42, ist fast täglich bei den Protesten dabei. "Keiner hat das Recht, uns zu verurteilen", erklärt sie doppeldeutig.