Dänisch-deutsche Serie:Helden der U-Bahn

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In "Countdown Copenhagen" werden 15 Passagiere als Geiseln genommen. Die acht Folgen werden bei ZDF Neo über acht Tage ausgestrahlt - analog zum Zeitraum der Handlung. Solide Spannung - aber kein Vergleich zu US-Vorbildern.

Von Viola Schenz

Die 2010er-Jahre werden in die Fernsehgeschichte eingehen als die Zeit, in der horizontal gestrickte Serien den internationalen Markt eroberten. Solche, bei denen sich die Handlung über alle Staffeln erstreckt wie bei Mad Men, Breaking Bad oder Homeland. Wegen des großen Erfolgs von Breaking Bad & Co. und wegen der wachsenden Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix oder Amazon wollen auch ARD und ZDF nicht mehr ganz ohne vergleichbare Serien auskommen. Diesen Freitag startet auf ZDF Neo ein dänisch-deutsches Koprodukt mit dem englischen Titel Countdown Copenhagen. Seine acht Folgen werden täglich ausgestrahlt, analog zur Handlung, die sich über acht Tage erstreckt. Zumindest in den öffentlich-rechtlichen Digitalsendern sind die Gesetze der Serie inzwischen angekommen.

Countdown Copenhagen ist die Geschichte einer Geiselnahme. In einer Kopenhagener U-Bahn nehmen drei maskierte Männer, dem Akzent nach arabischstämmig, 15 Geiseln und verlangen vier Millionen Euro Lösegeld. Die Sondereinheit von Philip Nørgaard (Johannes Lassen), einem Terrorexperten und ehemaligen Kriegsgefangenen in Afghanistan, dort seinerzeit gefoltert, jetzt traumatisiert, übernimmt die Ermittlungen. Parallel sammelt die TV-Journalistin Naja Toft (Paprika Steen) auf eigene Faust Informationen. Sie knüpft Kontakt zu den Geiseln und lässt per Skype die Öffentlichkeit teilhaben.

Es lassen sich zaghafte Anleihen erkennen. Den traumatisierten Kriegsheimkehrer und Islamistenbekämpfer kennt man aus Homeland. Der Opener wiederum erinnert in puncto Bildsprache und Titelmusik an House of Cards. Eine Story mit U-Bahn-Entführung kennt man bereits aus dem Thriller Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 mit Walter Matthau, 35 Jahre später neu verfilmt mit Denzel Washington. Damit die Handlung über acht Folgen trägt, deuten sich schon in Folge eins Nebendramen an: Philip Nørgaard hat eine Affäre mit der Psychologin, die die Verhandlungen führen soll. Außerdem wird er, einigermaßen absehbar, von seiner Kriegsvergangenheit eingeholt. Die Journalistin Naja wird gefeuert und startet eine Online-Plattform, um das Lösegeld zu sammeln.

Das alles ergibt solide Spannung. Um aber die Qualität amerikanischer, britischer oder skandinavischer Serien-Vorbilder zu erreichen, braucht es mehr als künstlich dramatisierte Handlungsstränge. Es braucht ambivalente Figuren wie Walter White ( Breaking Bad), John Luther ( Luther) oder Don Draper ( Mad Men), bei denen man nie weiß, ob sie die Guten oder die Bösen sind. Die Kopenhagener Helden bleiben da vergleichsweise blass, aber das öffentlich-rechtliche Serienzeitalter ist ja wie gesagt noch jung.

Countdown Copenhagen , ZDF Neo, von Freitag, 6. Oktober, an, jeweils 23.15 Uhr.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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