"Bild" und die Porno-ARD:So kaputt

"Bild" findet im Moment, dass die ARD sittlich ziemlich viel falsch macht. Das betrifft nach dem "Tatort" jetzt auch die Serie "Babylon Berlin". Der Grund? Im Drehbuch geht es um Konrad Adenauer. Ist das nicht empörend?

Von Katharina Riehl

In den deutschen Verlagen sind die tatsächlichen, angeblichen und drohenden Verfehlungen der ARD in den vergangenen Wochen ein beherrschendes Thema gewesen. Die FAZ schrieb vom Staatsfunk, der Zeitungsverlegerpräsident verglich das öffentlich-rechtliche System zumindest konjunktivisch mit Nordkorea, der Spiegel erklärte die Sender zur "unheimlichen Macht" - und die Bild -Zeitung hat ihren ganz eigenen Zugang zum Thema gefunden: die ARD als Deutschlands gefährlichster Pornoproduzent.

Gestartet wurde die kleine Serie der Empörung am vergangenen Wochenende, als Bild ganzseitig befand, der in der Pornoszene angesiedelte Münchner Tatort mache den "Sonntagabend kaputt", eine These, die auf der Titelseite der Montagsausgabe sanft modifiziert wurde: "ARD versaut uns den Tatort". An selber Stelle nun am Freitag: "ARD macht Adenauer zum Sadomaso-Freier". Diesmal geht es um Tom Tykwers von der ARD mitfinanzierte Serie Babylon Berlin, die jetzt ins Fernsehen kommt, wenn auch erst beim Bezahlsender Sky, worüber sich Bild aber ja schon vor zwei Wochen empörte. In Babylon Berlin spielt ein Sexfilm eine Rolle, mit dem, so die erfundene Geschichte, 1929 der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer angeblich erpresst wird. "Das hat Adenauer nicht verdient!", findet Bild. Und das beim Staatsfunk!

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: