Bayerischer Rundfunk:Reform ohne Geld

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Neuer Platz am Mittwochabend von Februar 2016 an im Bayerischen Rundfunk: Talk Münchner Runde. (Foto: BR)

Besser soll das Programm werden, aber auch billiger. Wie soll das gehen? Der BR stellt im Rundfunkrat seine Programm-Pläne vor.

Von Claudia Tieschky

Eigentlich braucht Intendant Ulrich Wilhelm für das, was er vorhat, keine Zustimmung des Rundfunkrats. Aber erklären muss er dem Gremium doch, wie die geplante Programmreform des BR Fernsehens aussehen soll. Schon allein wegen der Unruhe, die der Plan ausgelöst hat. In einer Online-Petition kämpfen Bürger unter der Überschrift "Die Literatursendungen des BR-Fernsehens dürfen nicht abgesetzt werden!" gegen die Streichung der Sendungen Lesezeichen und Lido. Die Produzentenallianz mahnt öffentlich an, die Standards der BR-Fernseh- und Kinoproduktionen aufrechtzuerhalten. Und die Mitarbeiter, vor allem die freien und festen freien, fürchten wohl zu Recht Teilkündigungen, ohne Genaueres zu wissen.

Rund 80 Mitarbeiter standen und saßen im Sitzungsraum, per Lautsprecher wurde ins Foyer übertragen.

Knapp vier Stunden lang herrschte Klärungsbedarf. Das Problem, vor dem der BR steht, ist nicht einfach. Er soll eine Reform bewältigen, die alles besser machen und das Publikum verjüngen soll - und die dabei auch noch billiger kommt als das alte Programm. 22 Millionen Euro muss der BR 2016 einsparen, hatte Wilhelm Anfang Juli bekannt gegeben. "Wir versuchen gerade, obwohl wir so gut wie kein Geld haben für neue Sendungen, neue Sendungen ins Programm zu heben", sagte der Leiter des Programmbereichs Planung und Entwicklung Andreas Bönte, der zusammen mit der Fernsehdirektorin Bettina Reitz die Pläne ausgearbeitet hat. Er erklärte auch, der BR sei inzwischen das am Publikum gemessen älteste deutsche TV - darum sei die Reform eben nicht quotengetrieben. Wer im Sinne der Quote handle, müsse bloß getrost die über Sechzigjährigen anpeilen. Das will der BR aber nun nicht - die Neuausrichtung zielt auf die 30- bis 55 Jährigen und Themen, die für sie wichtig sind.

Zu den Dingen, die Bönte erstmals öffentlich vorstellte und die intern noch nicht zu Ende diskutiert sind, gehört Platz für ein junges Talkformat und internationale Serien am Donnerstag, gefolgt von Sendungen des Jugendprogramms Puls. Statt der Lesezeichen soll am Montagabend Klassik im TV stattfinden, also der Bereich, der im BR-Radio von UKW demnächst ins Digitale weichen soll. Für Literatur ist ein Sendeplatz am Mittwoch vorgesehen, den unter anderem auch die Redaktion des Magazins Lido bespielen soll. Bettina Reitz sagte mit Blick auf den Protest wegen Lesezeichen und Lido zur Rolle von Literatur im Programm, die Position von Lesezeichen werde nicht gekürzt. Wie hoch oder niedrig der Etat des kleinen, aber feinen Magazins derzeit ist, wurde allerdings nicht besprochen. Auch die Münchner Runde wechselt den Platz und kommt von Februar 2016 am Mittwoch alle zwei Wochen um 20.15 Uhr - im Wechsel mit "Bürgersendungen".

Die deutlichste Neuerung ist schon länger bekannt: Künftig übernimmt auch der BR die Tagesschau aus Hamburg, die Rundschau-Nachrichten werden regionaler ausgerichtet. Kritische Fragen hatten die Räte da zu den Kosten der Regionalisierung, aber auch zur wachsenden Zahl an Wiederholungen im Programm. Auch Sorgfalt mit den Mitarbeitern, die um ihren Job fürchten und im Ungewissen leben, mahnte das Gremium an. "Da muss nachgearbeitet werden", forderte nicht nur CSU-Mann Thomas Kreuzer, der BR müsse Klarheit schaffen und sozial verträgliche Lösungen finden. Bisher sei die Überzeugung, dass das gut ist, was geschehe, unter den Mitarbeitern "noch verdammt wenig ausgeprägt".

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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