ARD-Film "Südpol":Aus der Bahn

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Showdown in der Kneipe: Das Thrillerdrama erzählt von einem Mann, der Job und Kontrolle verliert und auf eine Frau in einer anderen Sackgasse trifft.

Von Hans Hoff

Bei manchen Filmen fragt man sich, ob sie nicht besser aufgehoben wären auf einer Stadttheaterbühne. Das liegt oft daran, dass sie die Mittel, die das TV bietet, unzureichend nutzen. Dass sie so tun, als sei da keine Kamera, als geschehe alles für die Zuschauer im Parkett. Südpol ist so ein Film, der offensichtlich keiner sein will.

An einem trüben Wiener Morgen beobachtet ein Laubbläsermann in einem abgeranzten Vergnügungspark, wie ein Mann mit Pistole eine Frau in ein Lokal drängt. Die Kneipe heißt "Südpol". Was drinnen geschieht, bleibt im Dunkeln. Draußen fährt die Polizei vor und sichert das Gelände, versucht per Lautsprecher, Kontakt nach drinnen aufzunehmen. Nach einer halben Stunde tut sich was. Es wird dramatisch.

Dann blendet der Film zurück. Die Vorgeschichte handelt von einem Mann, der seinen Job verliert und die Welt nicht mehr versteht. Er streunt umher, Kopfhörer auf den Ohren, und hört Klavierkonzerte von Bach. Er lässt sich von seiner Frau scheiden, mit der er in einer sterilen Betonvilla emotional friert, und überlässt ihr das Vermögen. Irgendwann landet er im "Südpol", wo er auf eine Bedienung trifft, die ihn zu verstehen scheint. Beide fühlen sich gefangen: Er ist arbeits- und orientierungslos, sie will in einem Forschungsprojekt wirken, ist aber schwanger. Eins führt zum anderen, und irgendwann erfährt das Publikum dann doch aus der Binnenperspektive, was es mit der Geiselnahme im "Südpol" auf sich hat.

Nikolaus Leytner hat sich dieses Kammerspiel ausgedacht und Regie geführt. Er lässt seine Protagonisten schwermütige Sätze sagen. "Es gab keinen Fehler, der Fehler war wohl ich" oder "Man kann immer ein neues Leben beginnen". Das wirkt hölzern, und ständig scheinen die Darsteller über ihre eben ausgespuckten Lebensbilanzen zu stolpern. Juergen Maurer ist der Mann ohne Perspektive, und er glänzt nicht gerade mit großem mimischen Reichtum. Lili Epply spielt die Frau, die ihre Wege versperrt sieht. Ständig müssen sich die zwei umschleichen, aber was sie genau tun, sieht man nur schwer, auch weil die Filmemacher am Lichteinsatz gespart haben.

All das führt dazu, dass am Ende beide Schicksale egal sind, dass egal ist, wie die Geiselnahme endet, wie der Film ausgeht. Hauptsache, er ist vorbei.

Südpol, Mittwoch, 20.15 Uhr, Das Erste.

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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