Apple:Fluchen verboten

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Der US-Konzern will groß ins Seriengeschäft einsteigen, aber schon die erste eigenproduzierte Show erregt vor allem mit einem Aufsehen: mit dem, was nicht mehr drin ist. Aus "Carpool Karaoke: The Series" wurde alles womöglich Anstößige entfernt.

Von Niklas Münch

In dem viralen Youtube-Hit Carpool Karaoke von und mit James Corden fährt der Late-Night-Moderator mit bekannten Persönlichkeiten singend durch Los Angeles. Während das Original es noch dabei beließ, ganz traditionell amerikanisch, vulgäre Wörter mit einem Piep zu übertönen, geht der Apple-Konzern, der mit Cordens Konzept nun seine erste eigenproduzierte Show Carpool Karaoke: The Series gemacht hat, noch einen Schritt weiter: Als unpassend empfundene Sprache und Gesprächsthemen wurden einfach rausgeschnitten. Wie das US-Magazin Bloomberg Businessweek berichtet, soll Apple-Chef Tim Cook höchstselbst die Nachbesserungen angeordnet haben. Der Serienstart musste von April auf August 2017 verschoben werden.

Cook setzt damit die Strategie fort, die sein Vorgänger Steve Jobs dem Unternehmen schon früh auferlegte: Apple-Produkte sollen für die ganze Familie sein. Jegliche Inhalte, die anstößig wirken könnten, werden seit jeher verbannt. So findet man zum Beispiel keine pornografischen Inhalte im App-Store. Nun drängt Apple jedoch in eine Branche, die gut davon lebt, auch aus dem Bruch mit den prüden Konventionen des amerikanischen Fernsehens ein Geschäftsmodell entwickelt zu haben.

Im Sommer hat der Konzern angekündigt, eine Milliarde US-Dollar in den Serienmarkt zu investieren, um so den bisherigen Giganten Netflix, Amazon und HBO das Geschäft streitig zu machen. Während diese in ihren Hitserien sehr bewusst und konsequent mit expliziter Nacktheit und Gewalt Verkaufsargumente liefern, setzt Apple klar auf gefällige Unterhaltung, analog zur eigenen klinisch rein wirkenden Produktwelt. Ob mit dieser Strategie aber der Erfolg früherer Apple-Produkte zu wiederholen ist? Über den eigenen Schatten zu springen und ein paar Ecken und Kanten zu zeigen, dürfte in der neuen Branche wohl kaum schaden.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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