Nachruf:Kanzlermacher

Der langjährige FAZ-Journalist Karl Feldmeyer, der eine nicht ganz kleine Rolle in der Entwicklungsgeschichte der heutigen Bundeskanzlerin Angela Merkel spielte, ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben.

Von Willi Winkler

Journalisten bilden es sich zwar gern ein, aber ihre Arbeit zeigt verheerend wenig Wirkung. Bei Karl Feldmeyer war das anders. Das hatte mit Helmut Kohl zu tun, den er, obwohl selber alles andere als links, aus Herzensgrund hasste. Er verübelte dem Kanzler, dass er im Einigungsvertrag die Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone nicht rückgängig machte.

Als nach Kohls Abwahl auch noch die Spendenaffäre über die CDU hereinbrach, traf sich der langjährige Bonner FAZ-Korrespondent Feldmeyer mit der damaligen CDU-Generalsekretärin, die ihm einen bis dahin unerhörten Gastbeitrag für die Zeitung lieferte. Die Partei müsse laufen lernen, hieß es da, sie müsse sich zutrauen, den Kampf mit dem Gegner "in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross" aufzunehmen. Es war der größte Triumph des politischen Journalisten Feldmeyer, es wurde Angela Merkels erster Männermord und der Beginn ihrer langen politischen Herrschaft. Kohls Komplizen in der Parteispendenaffäre mussten die unbelastete Frau aus dem Osten zur CDU-Vorsitzenden küren.

Für die oft so steifleinene FAZ zeigte Feldmeyer fast zu viel Temperament. Sein Schreibdrang war so gewaltig, dass er nach seinem altersbedingten Ausscheiden 2003 unentgeltlich weiterschrieb. Leider beendete er sein Arbeitsleben im Umkreis der Jungen Freiheit. Am vergangenen Sonntag ist das alte Schlachtross Karl Feldmeyer im Alter von 78 Jahren gestorben. Die Kanzlerin schuldet ihm einen Kranz.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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