Hörspiel:Es geht mit dem Teufel zu

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Den Teufel gibt es doch eh nicht. Oder doch? (Foto: Filip Singer/dpa)

In den vier Krimifolgen von Robert Weber greift eine beson­dere Figur ein. Die Ermittler müssten eigentlich ahnen, um wen es geht.

Von Stefan Fischer

Die tollste Schurkerei des Teufels: Er hat es vollbracht, dass niemand mehr an ihn glaubt - eine Meisterleistung. Denn wie sehr hat die Furcht der Menschen vor der ewigen Verdammnis jahrhundertelang dem Teufel sein Handwerk erschwert. Doch seit sich die Menschheit losgesagt hat von ihrer Höllenangst, lebt nicht nur sie ganz ungeniert, sondern vor allem der Teufel. Unterschätzt und unerkannt, kann er seine Leidenschaft für perfide Finten voll auskosten. Die laufen immer auf dieselbe Pointe zu, und das ist eine weitere Meisterleistung des Teufels: Er triumphiert nicht nur, sondern hat auch noch die Moral stets auf seiner Seite in Robert Webers Mini-Hörspielserie Des Teufels langer Atem. Weil er die bestraft, die sich anmaßen, so böse zu sein wie er.

Alle vier Folgen sind in sich abgeschlossene Krimis, die jedoch zusammengehören - weil nie einer die Rechnung mit dem Teufel macht, auch nicht das gleichbleibende Ermittlerteam. Obwohl es sich eingestehen müsste, dass die Dinge mit dem Teufel zugehen. Diese Möglichkeit aber ausschließt. Bis es im vierten Fall zum Showdown kommt.

Weber bedient sich für seine Hörspielserie in der Realität und in der Popkultur: Eine der Ermittlerinnen ist Clarence Starling - eine zentrale Figur aus Das Schweigen der Lämmer. Im ersten Fall einer Börsenschweinerei nimmt der Teufel ebenfalls eine Filmrolle an: die des Louis Cyphre aus Alan Parkers Angel Heart. Diesen Thriller hat Starling aber im Kino verpasst, und so weiß sie nicht, wie man den Namen Louis Cyphre korrekt aussprechen müsste: Luzifer. Eine diabolische Dimension bekommt auch die historische Fehde der Zauberer Harry Houdini und Dai Vernon.

Niemand glaubt an den Teufel - das macht Weber sich zunutze. Denn auch als Zuhörer fragt man sich, warum man dessen Existenz in Erwägung ziehen sollte. Lieber sucht man nach rationalen Erklärungen. Und doch ist da in den Krimis diese verlockende Alternative, sich mit der mächtigsten Figur zu identifizieren - um sich in einer Allmachtsfantasie verlieren zu können.

Des Teufels langer Atem, WDR 3, Montag bis Donnerstag, jeweils 19.04 Uhr.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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